Mobbing-Tagebuch führen bei Bossing durch unfähige Chefs

Egal, ob Chefs absichtlich oder "aus Versehen" mobben, ein Mobbing-Tagebuch bringt Klarheit. Spätestens bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung macht sich die Dokumentation der Vorfälle, die unter dem Begriff "Bossing" zusammengefasst werden, bezahlt.

Beim Mobbing durch Kollegen ist der Vorgesetzte in die Pflicht zu nehmen und an seine Fürsorgepflicht zu appellieren. Das setzt allerdings voraus, dass er seine Verantwortung als Führungskraft auch wahrnehmen will.

Bossing – Mobbing durch den Chef
Beim Mobbing durch den Chef gibt es 2 mögliche Gründe. Entweder ist sich der Chef seiner Wirkung auf diesen Mitarbeiter nicht bewusst. Dann hilft oft ein klärendes Gespräch. Oder er mobbt bewusst. Dann ist Kampf angesagt, der Kampf um eine möglichst hohe Abfindung. Eine "friedvolle" Zusammenarbeit ist in solchen Fällen so gut wie ausgeschlossen. Ein Mobbing Tagebuch zu führen, ist in dieser Auseinandersetzung der erste Schritt.

Warum beim Bossing ein Mobbing-Tagebuch führen?
Sie ahnen, dass sich eine Mobbingsituation anbahnt? Ihre Verdachtsmomente verstärken sich? Dann ist es wichtig, dass Sie von Anfang an mit der Beweisführung beginnen. Um Mobbing vor Gericht beweisen zu können, brauchen Sie nämlich schlagkräftige und unwiderlegbare Beweise. Deshalb: Führen Sie ein Mobbing-Tagebuch.

Was muss festgehalten werden?
In das Buch gehört alles, was Ihnen im Zusammenhang mit dem Mobbingversuch auffällt. Einzelne Vorfälle: wer hat etwas getan oder gesagt, wann, wo, wer war Zeuge – kurz alles, was bei einem eventuellen Prozess vor Gericht der Beweisführung dient. Je mehr Informationen in glaubwürdiger Form schriftlich vorliegen, um so größer sind Ihre Chancen, einen Mobbingfall vor Gericht beweisen zu können.  

Wie sieht ein Mobbing-Tagebuch aus?
Hier gibt es keine festen Regeln oder "Formblätter". Eine nummerierte Loseblattsammlung erfüllt ihren Zweck genauso gut wie ein Schulheft. Werden Ihre Eindrücke und Erfahrungen allerdings in einem gebundenen Format festgehalten, dann reduziert sich der Verdacht, dass nachträglich Änderungen vorgenommen wurden. Die Daten für Ihr Mobbing-Tagebuch können auch zuerst auf einem Diktiergerät oder einem Schmierzettel festgehalten und abends dann in Ruhe zu Hause in Ihr Tagebuch übertragen werden.

Wichtig für das Mobbing-Tagebuch: In Ihrer Beweisführungskette dürfen keine Daten verloren gehen 
Notieren Sie auch die Punkte, die Ihnen im Moment nicht so bedeutend erscheinen: Halten Sie ebenso fest, wenn man Sie zu Hause anrief und belästigte. Notieren Sie auch die Tage, an denen nichts passierte. Protokollieren Sie vor allem Ihr persönliches Befinden nach einer Attacke sowie Ihren Gesundheitszustand. Halten Sie auch – im Nachhinein – fest, wie Sie anders hätten reagieren können.

Kennzeichnen Sie auch die Zeiträume, an denen Sie nicht im Unternehmen anwesend waren, zum Beispiel während des Urlaubs. Zur Untermauerung Ihres Mobbing-Tagebuchs sollten Sie auch Anweisungen, die Sie z. B. per Mail erhielten, in gedruckter Form sammeln und aufbewahren. Auch damit stellen Sie Beweise sicher. Aufbereiten können Sie Ihre Daten in Form einer Tabelle wie im folgenden Beispiel:

Beispiel: Mobbing-Tagebuch

Datum

Uhrzeit

Art der Handlung

Durch
wen?

Meine Empfindungen

Anmerkungen

8.3.02

8:30

Trotz pünktlichem Eintreffen am Arbeitsplatz fällt die Bemerkung: "Na, auch schon ausgeschlafen?"

Chef
Herr X

Warum sagt er das? Das geht heute schon gut los.

Vielleicht ist er sauer, weil ich ihn gestern auf einen Fehler aufmerksam gemacht habe.

12.3.02

12:15

Ich wollte gerade in die Kantine gehen: "Können Sie das Fax noch wegschicken oder fallen Sie tot um, wenn Sie ein paar Minuten später essen gehen?"

Chef
Herr X

Ich könnte an die Decke springen. Vor allem hatte er so einen zynischen Ton drauf.

Bei anderen sagt er nie was, wenn die pünktlich zum Essen gehen.

13.3.02

 

 

 

 

Heute war mein Chef auf Dienstreise, irgendwie befreiend. Ich habe heute Nacht ruhiger geschlafen.

14.3.02

10:20

Anruf: "Herr X erwartet bis um 15 Uhr den Schadensbericht Meier. Er sagt, er hat Ihnen das bereits letzte Woche mitgeteilt".

Sekretärin von X,
Frau Z

Die hatte auch so einen merkwürdigen Unterton in der Stimme.

Ich habe bis heute noch nichts von dem Bericht gewusst. Das fiel mir aber erst ein, als Frau Z aufgelegt hatte.

14.3.02

14:30

Anruf: "Herr X sagte mir gerade, das mit dem Bericht hat auch noch Zeit bis morgen, dann können Sie alles in Ruhe prüfen."

Sekretärin von X,
Frau Z

Das klang ja ganz freundlich.

Ich weiß wirklich nicht woran ich bin.

15.3.02

10:00

In seinem Büro: "Eigentlich hatte ich letzte Woche den Bericht schon erwartet, aber Sie scheinen im Moment etwas überlastet zu sein. Das kann jedem mal passieren".

Chef
Herr X

Er hatte so ein gütiges Lächeln, so väterlich.

Ich traue ihm nicht mehr so richtig über den Weg. In mir warnt mich etwas, ich weiß nicht was ich machen soll.