Gesprächsführung: Wie Sie Fragen gezielt einsetzen

Wieso, weshalb warum, wer nicht fragt, bleibt dumm. Fragen bedeutet Bildung, klar, aber das Fragen kann auch eine Möglichkeit sein, den Azubi zum Mitdenken anzuregen. Ja/Nein-Fragen und rhetorische Fragen sind uns allen bekannt. Es gibt aber noch etliche andere Mittel, um den Denkprozess zu beschleunigen oder aber eine gewünschte Wirkung zu erzielen.

Fragen als Mittel zur Gesprächsführung und deren Funktion

Als Lehrgespräch werden alle Kommunikationsformen bezeichnet, die zwischen den Auszubildenden und Ihnen bzw. ihren Vertretern zum Zwecke der Bildung stattfinden. Da jede Frage einen bestimmten Denkprozess auslöst (bzw. Auslösen sollte, denken Sie an Ihre Schulzeit), sollten Sie sich besonders anfangs zielgerichtete Fragen überlegen.

Im Laufe der Zeit werden Ihnen die korrekten Fragen automatisch über die Lippen kommen, denn eine falsche Frage erkennen Sie augenblicklich an der Reaktion Ihres Schützlings. Eine Frage kann beispielsweise zur Ermittlung von Kenntnissen bzw. Vorkenntnissen oder Erwartungen und Einstellungen dienen. Ferner können Sie durch Fragen die Aufmerksamkeit des Auszubildenden erreichen oder ihm Anreize zum Beobachten und Mitdenken geben.

Weit wichtiger ist das Anregen des logischen Denkens (analysieren, vergleichen, begründen) sowie die Förderung der Entscheidungsfähigkeit. Letztendlich können Sie durch Fragen ein Feedback einfordern und eine Lernzielkontrolle durchführen. 

Fragearten

  • Offene Fragen fördern das Gespräch und stärken das Selbstwertgefühl des Gegenübers. Dieser Fragetypus fordert eine ausführliche und überlegte Antwort: "Was hat Ihnen in der letzten Ausbildungswoche am besten gefallen?"
  • Geschlossene Fragen lassen sich grundsätzlich mit Ja oder nein beantworten. "Hat Ihnen die Ausbildung der letzten Woche gefallen?"
  • Alternativfragen werden auch als "Ja-Ja-Fragen" bezeichnet, weil sie nur ein sehr schmales Antwortfeld zulassen. "Hat Ihnen die Ausbildung der letzten Woche oder der Woche zuvor besser gefallen?"
  • Suggestivfragen haben ihre Bezeichnung überhaupt nicht verdient, denn ohne sich unbeliebt zu machen, bleibt nur eine vorgefertigte Antwort übrig: "Ihnen hat die Ausbildung der letzten Woche sicherlich am besten gefallen, nicht wahr?"
  • Noch weniger Antwortspielraum bietet die rhetorische Frage bzw. sollte der Befragte tunlichst nicht in das Fettnäpfchen treten. "Und da stellt sich die Frage: Wollen Sie das wirklich so machen?"
  • Als letztes Instrument zur Bildung bietet sich Ihnen eine Kettenfrage. Das ist eine Möglichkeit, Ihren Azubi mit einem D-Zug zu überfahren, allerdings kann sie auch helfen, ein bisschen an Tempo zuzulegen. "Warum wollen Sie das so machen?" "Haben Sie keine anderen Möglichkeiten gefunden?" "Haben Sie genau überlegt, ob das die beste Alternative ist?" Sie müssen sich darauf vorbereiten, sämtliche Fragen einzeln erneut zu stellen.

Was Sie bei Fragen beachten sollten

  • Wer fragt, der führt. Bei einem Missverständnis wiederholen Sie Ihre Frage. Provozieren Sie jedoch keine Diskussion über die Fragestellung.
  • Doppel- und Kettenfragen vermeiden, das führt zu Verwirrung.
  • Halten Sie genügend Informationen und Hintergrundwissen für etwaige Nachfragen parat.
  • Formulieren Sie Fragen positiv: "Haben Sie das verstanden?" ist NICHT das Gegenteil von "Haben Sie das nicht verstanden?"
  • Ideal wäre natürlich, die Intelligenz des Angesprochenen komplett aus dem Spiel zu lassen: "Habe ich mich verständlich ausgedrückt?"