Je gefährlicher ein Arbeitsplatz ist, desto mehr Sicherheiten müssen die Verantwortlichen für die einzelnen Missionen in Betracht ziehen. Dass ein Arbeitsplatz im All nicht ungefährlich ist, davon kann man bei einem Raumschiff oder auf einer Raumstation ausgehen.
Besonders bei Langzeit-Allflügen oder permanentem Aufenthalt in einer Raumstation ist das Risiko enorm! In den nächsten 30 Jahren ist es von der NASA geplant, eine ständig besetzte Mondbasis aufzubauen und Menschen auf den Mars zu schicken.
Würden Sie als Führungskraft oder Sicherheitsbeauftragter für Ausflüge ins All eine Gefährdungsbeurteilung – wie sie unser Arbeitsschutzgesetz vorsieht – vornehmen, wäre diese ausgesprochen umfangreich. Wir haben einige Punkte zusammengestellt, die in eine solche Gefährdungsbeurteilung für den Arbeitsschutz im Raumschiff und in der Raumstation einfließen müssen.
Arbeitsschutz bei Langzeit- Allflügen im Raumschiff
Dauerbelastungen:
Das Risiko liegt u. a. in der permanenten Dauerbelastung der Astronauten. Es ist daher unbedingt notwendig, Ruhezonen in dem Raumschiff oder auf der Raumstation einzurichten, die eine notwendige geistige, körperliche und vor allem psychische Entspannung bieten.
Dazu gehört auch eine entsprechende Arbeitszeitregelung, die ein ausgewogenes Maß an Arbeitszeit und Ruhepausen vorsieht. Es gibt auch schon einen Entwurf zum Arbeitsschutz von Weltraum- Ethikern der NASA.
Astronauten dürfen laut diesem Entwurf nicht mehr als 48 Stunden in der Woche arbeiten. Während ihrer gesamten Laufbahn dürfen sie nur so viel Strahlung ausgesetzt werden, dass ihr Krebsrisiko um maximal drei Prozent steigt.
Zwischenmenschliche Beziehungen:
Es ist hinzuzufügen, dass die Astronauten die Möglichkeit haben müssen, sich privat zurückzuziehen. Das gilt vor allem auch für eine gemischtgeschlechtliche Crew. Der Chief Health and Medical Officer der US-Weltraumbehörde ist z. B. davon überzeugt, dass Sex auf einer Raumstation oder in einem Raumschiff nicht eine Gesundheits- sondern eine Verhaltensfrage ist.
Somit ist auch hier eine Regelung zu treffen. Ein Verhaltenskodex zum Thema Lust bei einer gemischtgeschlechtlichen Crew ist unbedingt erforderlich.
Arbeitsschutz im Außenbereich (Space-Walk):
Hin und wieder wird es für einzelne Besatzungsmitglieder notwendig sein, im Außenbereich der Raumstation oder außerhalb vom Raumschiff, Reparaturarbeiten durchzuführen. Dazu muss der Raumanzug ergonomisch genug ausgeführt sein.
Zusätzlich ist hin und wieder mit einem Gasaustritt zu rechnen. Chemikalienbeständigkeit des Materials ist ebenfalls unbedingt erforderlich. Weitere Gefahren beim Arbeiten im Außenbereich sind: scharfe Ränder, Vorsprünge und Temperaturen.
Arbeitsschutz an Bord von Raumschiff und Raumstation:
Auf der ISS-Raumstation zum Beispiel werden 10 Kategorien in Punkto Sicherheit unterschieden, bei denen es wiederum extra Regeln und Notfallhandlungen gibt, die einzuhalten sind.
Die 4 Gefahrengebiete in einem Raumschiff oder Raumstation sind:
- Druckverlust
- Feuer
- Ammoniak-Austritt
- Austritt anderer toxischer Stoffe
Weiters gibt es Regelungen für Dockingvorgänge, Evakuierungen, Status der Lebenserhaltungssysteme, Computer, Strahlung, medizinische Ausrüstung, etc.
Für medizinische Notfälle ist das sogenannte Crew Medical Restraint System CMRS vorgesehen. Das ist eine spezielle Vorrichtung, auf der die Patienten für Behandlungen bei Notfällen in der Schwerelosigkeit befestigt werden und sogar zwischen Raumschiff und Raunstation transportiert werden können.
Weitere Vorfälle im Raumschiff oder Raumstation:
Für einige Extremsituationen bei Langzeit-Raumflügen müssen noch Regelungen getroffen werden. Die Frage ist: Was macht man bei einem Todesfall, bei einer Epidemie, Krebs oder Geburt auf der Raumstation? Welche Abläufe und Möglichkeiten gibt es dafür?
Zusammenfassend darf bemerkt werden, dass Arbeitsschutz im Weltraum ein interessantes Thema ist. Arbeitsschutz auf der Erde ist schon ein sehr wichtiges Thema. Wenn die Vision wahr wird, auf dem Mond oder den Planeten Raumstationen zu errichten, zum Mars zu fliegen oder bloß in unserer Erdumlaufbahn zu kreisen, so bekommt der Begriff Arbeitsschutz ungeahnt große Dimensionen