Wie Sie als „Rangniederer“ Ihre Visitenkarte überreichen

Der Begriff "Rangniederer" ist nicht besonders positiv - doch gerade im Berufsleben gibt es nun einmal Hierarchien. Und jetzt, im Frühsommer, ist die Zeit der Geschäftsbesuche und der Messen und damit häufig der Situationen, dass Sie Visitenkarten austauschen. Auch beim Überreichen Ihrer Visitenkarte können Sie Stil beweisen!

Wer zuerst seine Visitenkarte überreichen darf
Ein Beispiel: Auf einer Messe treffen zwei Kollegen auf einen wichtigen neuen Kunden. Einer der Kollegen kennt den Kunden bereits, der andere kennt ihn noch nicht. Der Kunde geht offensichtlich davon aus, dass "man" weiß, wer er ist. Wie und wann kann nun der zweite Kollege seine Visitenkarte reichen bzw. den Visitenkarten-Tausch initiieren? Oder muss er warten, bis der Ranghöhere aktiv wird?

Die Antwort leitet sich aus einer traditionellen Regel ab: Ursprünglich war die Visitenkarte eine Besucherkarte. Im viktorianischen England überreichten Damen und Herren der besseren Gesellschaft ihre Karte dem Butler, der diese auf dem Silbertablett zu seiner Herrschaft trug und die Besucher auf diese Weise standesgemäß ankündigte. Je nach Rang und Status des Gastes wussten die Gastgeber, wie sie sich zu verhalten hatten.

Aus dieser Tradition leitet sich ab, dass Gäste auch heute noch ihre Visitenkarte zuerst reichen. Und es ist immer noch üblich, dass die Visitenkarte zu Beginn eines Treffens überreicht wird. So weiß man, mit wem man es zu tun hat.

Im Beispielfall gibt es aber keinen Gast und keinen Gastgeber, da das Treffen auf neutralem Gebiet stattfindet. Es stellt sich die Frage: Wer hat als Erster das Recht zu erfahren, wer die ihm unbekannte Person ist? In diesem Fall ist es der Kunde, er ist die ranghöchste Person.

Vorsicht, Gerücht!
Es kursiert das Gerücht, dass immer der Ranghöhere zuerst seine Visitenkarte reichen muss. Doch so eine Regel würde den generellen Umgangsformen widersprechen. Es gilt: Der Ranghöhere erfährt immer zuerst, wer die ihm unbekannte Person ist. Die Information kann per Vorstellung oder per Visitenkartentausch erfolgen.

Eine stilvolle Lösung in dem Beispielsfall wäre also: Kollege A, der den Kunden bereits kennt, stellt die beiden Unbekannten einander vor. Bei dieser Gelegenheit kann Kollege B seine Visitenkarte überreichen.

Praxis-Tipp
Manchmal ergibt sich erst im Gespräch der Wunsch, in Kontakt zu bleiben. In solchen Fällen sind einige erläuternde Worte angebracht: "Wenn Sie zu diesem Thema noch Fragen haben sollten, können Sie mich gern kontaktieren. Hier ist meine Karte." Oder: "Ich kann Ihnen vielleicht behilflich sein, eine Lösung für das Problem zu finden … hier ist für alle Fälle meine Karte."