Werden Sie nicht zu gierig!

Beispielhaft für gieriges Verhalten kann man immer wieder jene Personen nennen, die sich in höchsten Positionen in Wirtschaft oder Politik befinden und die dann plötzlich dadurch auffallen, dass sie an dieser Stelle Gelder unterschlagen oder an anderer Stelle fremdes Eigentum veruntreut haben. Allem voran geht immer die Gier.

Natürlich leiden nicht nur jene unter einer enormen Gier, die es schon auf die eine oder andere Weise weit gebracht haben. Gier ist allgegenwärtig und auch Sie werden mehr oder weniger damit zu tun haben. Das ist im Ansatz nicht tragisch, denn sie gehört letztlich zu den Eigenschaften, die man als Mensch nun einmal so an sich hat. Sie sollten aber gut aufpassen, dass die Gier nicht zu große wird, denn andernfalls können Sie damit Ihr ganzes Leben verbauen.

Die Gier ist ein Trieb

Sigmund Freud hat einst festgestellt, dass der gierige Mensch der Sklave eines Triebes ist, der zugleich auch noch den Verstand ausschaltet. Ein sehr tragischer Zustand, der trotzdem allgegenwärtig ist. Sie werden mit Sicherheit auch schon Ausläufer der Gier beobachtet haben, etwa in Ihrem Arbeitsumfeld. Da wird beispielsweise wie selbstverständlich ein Kugelschreiber mitgenommen, ein Notizblock oder auch etwas Persönliches vom Arbeitskollegen.

Vielleicht wissen Sie auch von Fällen, in denen Abrechnungen zu Gunsten des Empfängers „nachgebessert“ wurden oder wo tatsächlich im größeren Stil Materialien oder Gelder an die Seite geschafft worden sind. Immer geht es darum, sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen und das ohne Rücksicht auf den Schaden, der dadurch entstehen kann.

In der Arbeitswelt werden solche Vergehen meist hart bestraft, auch wenn es nur um Kleinigkeiten geht, die eigentlich in gar keinem Verhältnis zu den Folgen stehen. In privaten Bereichen müssen Sie mitunter selbst mit den Folgen umgehen können. Denken Sie beispielsweise an das Glücksspiel, das aus Gier sehr schnell zur Sucht werden kann.

Sorglosigkeit

Mit der Sorglosigkeit ist hier nicht unbedingt ein sorgloses Leben gemeint, obwohl die Gier meist wirklich bei den Zeitgenossen ausbricht, die kein Sorgen haben. Möglicherweise haben besorgte Menschen ganz andere Probleme als die Gier.

Sorglos beschreibt hier das Gefühl, das beim Entwenden einer Kleinigkeit vorherrscht. Das beschreibt beispielsweise einen Angestellten in einem Büro, der völlig sorglos einfach einen Kugelschreiber mitnimmt. Und bei nächster Gelegenheit nimmt er Papier mit. Immer noch ganz sorgenfrei.

Und weil daraufhin so gar nichts passiert, also keiner seinen Diebstahl bemerkt hat, macht er weiter. Bei nächster Gelegenheit nimmt er Datenträger für den privaten Gebrauch mit und irgendwann ist möglicherweise ein Monitor verschwunden. Selbst bei einem so großen Diebstahl hat der von der Gier besessene Angestellte immer noch das Gefühl der Sorglosigkeit in sich. Die Gier selbst geht dadurch unerkannt unter.

Sozialneid

Ein relevanter Auslöser für die Gier ist auch der Neid. Damit ist kleiner wie großer Neid gemeint, der sich in der Regel auf materiellen Wohlstand bezieht. Das kann im Kleinen die schickere Hose vom Arbeitskollegen sein, das kann auch das neue Smartphone sein, das man sich selbst noch nicht leisten kann. Vielfach geht es auch um Größeres.

Etwa um den Chef, der ein gut laufendes Unternehmen führt und sich daher einen entsprechend hohen Lebensstandard leisten kann. Der „kleine“ Angestellte vergleicht das mit seiner eigenen Situation und die Gier nach einem ähnlich hohen Lebensstandard wie der vom Chef wächst.

Das Problem dabei ist immer, dass wir auf das schauen, was andere haben und dann mit dem vergleichen, was unser eigenes Sortiment hergibt. Wir haben in dieser Situation jedoch fast nie den Blick auf den Dingen, die wir haben und andere nicht. Wir sehen also immer nur die Dinge, die uns fehlen und das ist auch das Problem, woraus die Gier entsteht und was letztlich sogar unsere Seele kaputt macht.

Sind Sie betroffen?

Die Gier im Allgemeinen steigert sich in mehreren kleinen Schritten. Und es ist immer günstig, sich selbst in diesem Punkt einschätzen zu können.

Stufe 1: Sie tun kleine Vorfälle, wie ein Diebstahl eines Kugelschreibers im Büro, als harmlos ab. Sie argumentieren, dass wohl jeder schon einmal so etwas getan hätte und es wohl kein Ding wäre, angesichts der hohen Gehälter der Chefetage. Wenn jemand also eine Kleinigkeit mitgehen lässt, dann schauen Sie weg oder machen es sogar stillschweigend nach.

Stufe 2: Sie haben die innere Gewissheit, dass Ihnen ein unrechtmäßig angeeigneter Gegenstand durchaus zusteht. Sie haben diese Einstellung beispielsweise durch nicht entlohnte Zusatzarbeit, die Sie sich nun auf eigene Faust vergüten wollen. Ohne Einverständnis von zuständiger Stelle ist das Diebstahl.

Stufe 3: Sie fangen an, sich besonders wichtig oder sogar zu wichtig zu nehmen. Sie wissen um Ihre Verdienste im Unternehmen und nehmen sich auf dieser Grundlage gewisse Freiheiten, die von keinem Vorgesetzten abgesegnet sind. Darunter fällt anfangs die kleine Extrapause zum Kaffee, später missbrauchen Sie möglicherweise Firmeneigentum für private Zwecke oder lassen private Aktivitäten bei der Arbeit überwiegen.

Stufe 4: Sie halten den Ehrlichen für dumm. Denn schließlich ist kaum jemand ehrlich und wer nicht sieht, wo er bleibt, der hat eben Pech. Mit dieser Einstellung sind nur leider Sie selbst der Dumme, vor allem dann, wenn Sie sich schon ordentlich mit Betriebseigentum bereichert oder sonstige Vorteile für sich geschaffen haben.

Wenn Sie schon einige dieser Gedankengänge selbst haben oder sogar schon danach handeln, dann haben Sie ganz offensichtlich ein Problem mit der Gier. Und dieses Problem sollten Sie schnellstens in de Griff bekommen. Nicht etwa, damit Ihre Machenschaften, Diebstähle oder sonstiges nicht auffliegen, sondern um sich selbst im Spiegel ansehen zu können. Das ist letztlich die Voraussetzung, um im Leben (privat wie beruflich) einen sicheren Stand zu behalten und weiterzukommen.

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