Gönnen Sie sich Ruhe im Büro

Ruhe im Büro – damit ist ausnahmsweise nicht der Büroschlaf gemeint, obwohl Ihnen dieser dringend empfohlen sein sollte. Hier geht es verstärkt um die Ruhe bei der Arbeit. Im Rahmen einer Studie der Universität des Saarlandes konnte ermittelt werden, dass die Güte der Arbeitsleistungen und das Wohlbefinden des Arbeitnehmers im Büro deutlich verbessert werden, wenn Ruhe herrscht.

Das Problem Unruhe ist allgegenwärtig

Kennen Sie das auch? Sie kommen morgens ins Büro und haben einen Berg Arbeit vor sich? Sie wissen natürlich, wie Sie diesen Stapel unerledigter Dinge abarbeiten können und eigentlich ist das auch gar kein Problem.

Die Probleme kommen dann bei der Umsetzung der Aufgaben, nämlich immer dann, wenn wieder das Telefon klingelt und Sie aus Ihrem Arbeitsfluss herausholt. Eine Anfrage zwischendurch, eine Beschwerde oder nur ein paar private Worte reichen aus, um Sie gänzlich aus dem Takt zu bringen.

Nicht nur das Telefon ist ein Problem, ständig ankommende E-Mails, denen man Aufmerksamkeit schenkt, bewirken Schlechtes. Und nicht zuletzt haben Sie noch ein ganz großes Problem (jedenfalls meistens): Ihre Kollegen und Vorgesetzten. Diese arbeiten teilweise vielleicht sogar im gleichen Raum und verursachen Geräusche.

Vielleicht unterhalten Sie sich miteinander, sie telefonieren, sie bewegen sich. All dies sind Faktoren, die Ihre Arbeit stören. Sie sind immer wieder – wenn auch oft nur ein wenig – abgelenkt. Sie brauchen in Folge deutlich länger für Ihre Arbeiten und sind bei der Ausführung merklich nachlässiger. Fehler schleichen sich ein und die nächsten Probleme entstehen ganz automatisch.

Der schlimmste Nebeneffekt dabei ist jedoch, dass Ihr Wohlbefinden unter dieser täglich wiederkehrenden Situation enorm leidet. Bewusst oder unterbewusst wird Ihre Arbeit zu einem unangenehmen Zustand, aus dem Sie am liebsten ausbrechen wollen.

Raus aus dem Stress, rein in die Ruhe

Wie wunderbar entspannt und effektiv könnte man im privaten Büro arbeiten, in dem es keine Kollegen, kein Telefon oder sonstige Unterbrechungen gibt. Ein schöner Gedanke, der in fast allen Büroumgebungen eine Utopie bleiben wird. Solche perfekten Arbeitsbedingungen sind schlichtweg unmöglich, wenngleich der Ansatz ideal ist.

Die Studie der Universität des Saarlands setzt genau hier an. Jedoch in einem zeitlich begrenzten Rahmen. An der Studie nahmen 27 Manager teil, die allesamt mit mental anspruchsvollen Aufgaben betraut waren, die sie in der üblichen Büroumgebung bislang mehr oder weniger gut abgearbeitet haben. Im Rahmen der Studie führten die Manager ein Tagebuch über ihren Arbeitsalltag, um in diesem auch die eigenen Leistungen einzuschätzen.

Mit dem Tagebuch wurde eine „Stille Stunde“ eingeführt. In dieser Stunde befanden sich die Manager jeweils in einer Umgebung, in der es weder ein Telefon, noch E-Mails oder Unterbrechungen von anderen Mitarbeitern gab. Diese Zeit sollte zur intensiven Arbeit genutzt werden und brauchte interessante Ergebnisse in die Tagebücher.

Nach den Aufzeichnungen haben alle Manager festgestellt, dass sie im Rahmen dieser einen Stunde sehr konzentriert und effektiv arbeiten konnten. Anspruchsvolle Vorgänge ließen sich reibungslos abarbeiten. Nach der persönlichen Einschätzung der Teilnehmer konnte die eine Stunde der Ruhe sogar dazu beitragen, Aufgaben zu erledigen, die andernfalls sehr wahrscheinlich liegen geblieben wären.

Als logische Konsequenz berichten die Teilnehmer weiter, dass sie durch die gesteigerte Arbeitsleistung und die dadurch erreichten Erfolge sehr viel zufriedener in den Feierabend gegangen sind.

Die Studie war auf zwei Wochen ausgelegt, der überwiegende Teil der Probanden hat sich allerdings entschlossen, nach der Zeit der Studie diese eine Stunde Abgeschiedenheit pro Tag in Anspruch zu nehmen.

Die Studie in die Praxis umsetzen

Wenn Sie mit den üblichen Büroproblemen zu kämpfen haben, dann ist vielleicht für Sie die eine Stunde Ruhe bei der Arbeit eine interessante Alternative. Leider wird die Umsetzung in vielen Fällen nicht ganz einfach sein. Um überhaupt in völliger Ruhe arbeiten zu können, muss es einen entsprechenden Raum geben, der möglicherweise auch noch technische Ausstattung benötigt.

Um diese Vorrausetzungen zu schaffen, muss selbstverständlich zunächst der Vorgesetzte oder der Chef von dem Vorhaben und dem zu erwartenden Nutzen überzeugt werden. Da Sie jedoch alleine durch diese Idee eine gewisse Arbeitsmotivation zeigen, dürften Sie gute Karten für Ihre Pläne haben.

Überzeugung spielt nicht nur beim Chef eine wichtige Rolle, sondern auch bei den anderen Kollegen. Diese sollten genau wissen, was Sie tun und warum. Sie werden einige Kollegen finden, die Ihr Vorhaben gern unterstützten, andere werden Sie vielleicht eher belächeln und Abstand nehmen.

Gibt es letztlich einen entsprechenden Raum in Ihrem Unternehmen, so kann dieser von allen interessierten Mitarbeitern nach voriger Absprache genutzt werden. Hierzu eignet sich beispielsweise ein Stundenplan, in dem jeder Mitarbeiter seinen festen Termin erhält.

Je nach Arbeitsumfeld kann man hier natürlich sehr flexibel arbeiten. Es muss nicht immer eine Stunde sein, vielleicht reicht auch einmal eine halbe Stunde, vielleicht wird für ein großes Projekt auch einmal eine ganze Woche benötigt.

Der letzte Schritt sind aber Sie selbst. Sie sollen nun täglich oder in regelmäßigen Abständen in diesem Raum arbeiten. Und dazu bedarf es einer guten Portion Disziplin und Selbstbeherrschung. Sie haben einen gewissen Zeitraum, den Sie wirklich nutzen sollten.

Damit das überhaupt funktionieren kann, ist eine gute Planung des Arbeitspensums vorab entscheidend. Wenn Sie also am Nachmittag ihre persönliche Stunde Ruhe zur Arbeit haben, dann planen Sie schon am Vormittag oder am Vortag, welche Arbeiten Sie dort konkret erledigen wollen.

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