Wie Werbespots für Lebensmittel Kinder verführen

Werbung, die sich gezielt an Kinder richtet, ist schon schlimm genug, wenn es sich um das neueste Spiel handelt. Aber wenn eine Werbung für ein gänzlich ungesundes Lebensmittel oder Getränk wirbt und Kinder das dann essen wollen – das ist gefährlich. Hier geben wir Ihnen ein paar Informationen und Tipps im Umgang mit solchen Botschaften.

Dass die Lebensmittelbranche versucht in ihrer Werbung für die gesunden Aspekte oder die Überlegenheit ihrer Produkte zu werben, ist verständlich. Aber es gibt schon viele Gerichtsbescheide, die hier klare Grenzen setzen.

Danone ist so ein Fall. Eine EU-Prüfung hat ergeben, dass ihre Kindermilch (genau wie die von Nestlé) keinesfalls besser oder gar gesünder ist als Kuhmilch. Der Hauptunterschied sei nur der Preis: Die Produkte sind rund vier Mal so teuer wie Kuhmilch. Des Weiteren ist der als „natürlich“ und somit gesund angepriesene Fruchtzucker in den Kinderjoghurts „Fruchtzwerge“ keinesfalls besser als gewöhnlicher Haushaltszucker: Auch Fruchtzucker führt zu Karies und Übergewicht.

Der Apfelsaft von Rotbäckchen ist auch nicht „lernstark“, bzw. fördert die Konzentrationsfähigkeit durch viel Eisen. Diese Werbung wurde dem Konzern ebenfalls untersagt.

Der Sonnensaft

Jüngstes Beispiel solcher dubiosen Werbung ist die PR für Capri Sonne, ein Getränk, das es schon seit etwa vierzig Jahren gibt – angeblich mit dem „Besten aus der Orange“.

Ganz frech wird die Werbekampagne allerdings auf der Internet-Seite von Capri Sonne, wo der Hersteller auch ein Bio Zertifikat erhalten hat. Neben vielen Blitz und Bling steht da, dass Capri Sonne auch im Öko-Test mit „Sehr gut“ abschneidet.

Wie an Kinder gerichtete Werbung funktioniert

In den Spots für Capri Sonne gerät eine Truppe von Kindern auf einer Mission im All in einen Früchtestrudel, wo am Ende Capri Sonne Beutel aus dem heimischen Kühlschrank fliegen.

Foodwatch weist außerdem darauf hin, dass Capri Sonne sogar Unterrichtsmaterialien für Lehrer entwirft und verteilt, die selbstverständlich Schleichwerbung für das Produkt enthalten. Wenn nicht einmal ein Lehrer merkt, welchen ausgeklügelten Werbestrategien er da gerade auf den Leim geht, wie können es dann die Kinder lernen?

Man fragt sich wie diese Kriterien zustande kommen. Die Organisation Foodwatch hat Capri Sonne jetzt den Goldenen Windbeutel verliehen als Firma mit der dreistesten an Kinder gerichteten Werbung. Das Allerdreistete folgte, als Vertreter von Capri Sonne dementierten, die Werbung sei für Kinder gemacht.

Zu Hause darüber reden

Das Beste in einem solchen Fall ist das Gespräch zu Hause mit einem praktischen und sehr konkreten Aufklärungsansatz.

Wenn Ihre Kinder alt genug sind, Geld in groben Zügen zu verstehen, sollten Sie mit Ihnen konkret über Sinn und Ziel von Werbung sprechen. Erklären Sie Ihnen, dass auch wenn ein Produkt nicht gut ist (oder sogar schlecht), der Hersteller einzig und allein daran interessiert sein wird, damit Gewinn zu machen.

Sicherlich haben Ihre Kinder schon mit anderen Produkten negative Erfahrungen gemacht: Dass ein viel beworbenes Spielzeug letztendlich nach wenigen Spielstunden damit kaputt ging. Das wird sich auf Essen übertragen lassen.

Erklären Sie ihnen dann, dass zu viel Zucker einfach krank macht – so gut der auch schmeckt.

Das Wichtigste aber ist, dass Sie Ihnen konkret zeigen, wie ein richtiges Fruchtsaftgetränk schmeckt. Kaufen Sie einen Korb Obst, der alle Capri Früchte enthält, und machen Sie daraus zusammen mit ihren Kindern einen Smoothie, der zu 100 % aus Frucht besteht. Und dann lassen Sie alle davon probieren.

Ihre Kinder werden wahrscheinlich nie wieder etwas anderes haben wollen und wünschen sich für die nächsten Weihnachten eine Saftmaschine!

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