Web 2.0, soziale Netzwerke und Datenschutz

Mitglieder bei Xing, Facebook, MySpace etc. geben wie selbstverständlich private Daten preis. Dagegen steht noch immer das Horrorszenario des gläsernen Bürgers. Sind soziale Netzwerke und der Datenschutz im Web 2.0 miteinander vereinbar?

Datenschutz ist, besonders in Deutschland, ein wichtiges Thema, mit dem sich auch die Politik intensiv auseinander setzt. Das dem Web 2.0, in dem jeder User auch Produzent oder viel mehr Prosument (Produzent + Konsument) ist, stößt der Gesetzgeber aber an seine Grenzen. Eine spannende Podiumsdiskussion auf dem 2. Web Content Forum des Kölner eco Verbandes eröffnete Prof. Dr. Klemens Skibicki mit ein paar interessanten Thesen.

Charakteristika von sozialen Netzwerken im Web 2.0

  • Es sind Online-Plattformen, die einer Gemeinschaft von Nutzern Interaktion auf der Basis von selbstgenerierten, persönlichen Profilen ermöglich.
  • Eine Entgrenzung von Zeit und Raum bei der Veröffentlichung von Informationen und bei der Echtzeitkommunikation.
  • Die Aufhebung der früheren Grenzen zwischen Dienstanbietern und Nutzern bei der Autorenrolle.

Dabei kann man sagen, dass der User Generated Content im Web 2.0 eine historische Dimension hat. JEDER ist heutzutage in der Lage, Informationen in die Welt zu senden und zu empfangen. Und nicht jeder hält sich dabei an die geltenden Datenschutzbestimmungen beispielsweise beim Recht am eigenen Bild, Urheberrecht etc. Soziale Netzwerke im Web 2.0 sind Massenkommunikationsmittel für jedermann. Das schafft Risiken für die Privatsphäre, denen sich viele User nicht bewusst sind.

Was fasziniert Web 2.0 User an sozialen Netzwerken?
Was User im Web 2.0 daran reizt, in soziale Netzwerke einzutreten, hat Skibicki gemeinsam mit BrainInjection im Community Monitoring 2008 zusammengefasst:

  • 66,5% Selbstdarstellung
  • 63,3% Gemeinsame Aktivitäten
  • 51% Neugier  
  • 49,3% Partnersuche
  • 49% Informationssuche 
  • 45,8% Soziale Anerkennung
  • 18,8% Gruppendruck

Web 2.0 Anwendungen und Tools bringen Probleme beim Datenschutz
Was viele User vergessen, ist, dass im Web 2.0 Privatinformationen keine Privatinformationen mehr sind. Schnell und unüberlegt eingestellte Daten können bei einer falschen Security-Einstellung für jeden zugänglich sein. Schlagworte hier sind u. a. Phishing, Identitätsklau, Zugriffskontrolle, Zentrale Datenspeicherung, kein Vergessen, Verschlüsselung, leichtes Auffinden von Nutzern, geringe Eintrittsbarrieren, Eingabe vieler Daten, unwirksame Pseudonymisierung, Verknüpfung zwischen den Nutzern, missbräuchliche Nutzung durch Dritte, Daten-/Profillöschung etc.

Die Herausforderung, vor die uns das Web 2.0 stellt: Der Bürger muss vor freiwilliger Datenabgabe geschützt werden. Das machen entsprechende Datenschutzkonzepte. Andererseits eröffnen soziale Netzwerke im Web 2.0 massenhafte Veröffentlichungsmöglichkeiten. Viele von ihnen belohnen sogar umfassend ausgefüllte Profile ihrer User. Immerhin generieren soziale Netzwerke einen Teil ihrer Einnahmen über personenbezogene Nutzer-Daten.

Der User muss zum richtigen Umgang mit Datenschutz im Web 2.0 aufgeklärt werden
Die AGBs von sozialen Netzwerken im Web 2.0 werden von den Usern nicht gelesen. Grundsätzlich wissen sie auch, dass ihre Daten für immer gespeichert werden und sich mit dem unerlaubten Hochladen von Fotos Persönlichkeitsrechte Dritter verletzen können. Trotzdem machen sie es. Aus Unbekümmertheit und teilweise doch auch aus Unwissenheit. Die nachwachsende Generation, die so genannten Digital Natives, die mit Web 2.0 aufwachsen, haben völlig neue Vorstellungen von privater und öffentlicher Sphäre.

Darum ist das A und O beim Umgang mit Datenschutz im Web 2.0 die Aufklärung und das Vermitteln von Medienkompetenz. Und zwar generationsübergreifend. Die Eltern müssen selber noch lernen, womit sich die Kinder bereits in der Grundschule beschäftigen. Web 2.0, Social Software und andere neue Kommunikationsmöglichkeiten dürfen nicht verteufelt werden, viel mehr muss der richtige Umgang damit gelernt werden.

Verantwortung der Diensteanbieter im Web 2.0
Auch die Anbieter von Social Software Anwendungen im Web 2.0 sind aufgefordert, die Daten ihrer Mitglieder zu schützen. Möglich ist das durch privatere Voreinstellungen bei Profilen, die die User wissentlich erweitern müssen. Weiterhin ist ein gutes Communtiy Management notwendig, um die Aktivitäten auf der Plattform im Auge zu behalten und Fake Profile aufzudecken. Auch die Datenverbindungen zum Server sollten möglichst verschlüsselt sein, um die Daten vor Zugriffen Dritter zu schützen.

Abschließend noch ein sehr schönes Zitat von Herrn Skibicki: "Bei Risiken und Nebenwirkungen von Web 2.0 fragen Sie doch einfach einen Experten.“ Dem kann ich nichts hinzufügen.