Wie der Hashtag (#) die PR beeinflusst

Der Kurznachrichtendienst Twitter hat ihn eingeführt, Google Plus hat ihn übernommen und in den USA ist er sogar zum Wort des Jahres 2012 gekürt worden: Der Hashtag. Als #Aufschrei macht er gerade in Deutschland Schlagzeilen im Zusammenhang mit einer öffentlichen Debatte um Sexismus.

So mancher Shitstorm aber auch erfolgreiche PR-Kampagnen sind durch den Hashtag erst richtig groß geworden. Wie Sie mit diesem Trend umgehen und was es dabei zu beachten gibt, lesen Sie hier.

Stellen Sie sich vor, dieser Satz wäre eine Twitternachricht: #Daswärederhashtag Es gibt Abkürzungen (#DSDS), Markennamen (#Coke), Kampagnenüberschriften (#McDStories) oder andere Begriffe (#Empörung), mit denen sich Nutzer gegenseitig die Orientierung erleichtern.

Bei Twitter sind Hashtags automatisch verlinkt. Ein Klick auf den Begriff zeigt also alle anderen Twitternachrichten zum Thema.  Vorausgesetzt, der Hashtag wurde gesetzt.

Hashtag – das Schlagwort, der Sammelbegriff, die Rubrik – es gibt keine gute deutsche Übersetzung für den Aufmerksamkeitsfänger in den sozialen Netzwerken. Das kleine Rautezeichen bekommt plötzlich eine große Bedeutung – auch in der Unternehmenskommunikation.

Mein Kollege Thomas Mavridis hat zu Beginn des Jahres 2013 eine regelrechtes Loblied an den Hashtag in seinem PR-Blog geschrieben. Er hat eine sinnvolle Definition gefunden: "Hashtag ist ein Begriff, der in engem Zusammenhang mit Twitter, dem rasend schnellen Informations- und Mitteilungsmedium, steht. Der Begriff setzt sich aus zwei englischen Wörtern zusammen: "hash" (engl.: Raute, Doppelkreuz, Nummernzeichen bzw. #) und "tag" (engl.: Kennzeichnung)."

http://mavridis.posterous.com/ein-hoch-auf-den-hashtag

#Aufschrei

Im Januar 2013 bekamen die FDP und Ihr Funktionär Rainer Brüderle zu spüren, welchen #Aufschrei ein Twitter-Hashtag verursachen kann. Tausende Tweets zur Sexismusdebatte fanden unmittelbar auch ihren Weg in die klassischen Medien. Der Tagesspiegel sah in der Diskussion einen regelrechten Knoten platzen.

Die Zeitung machte sogar die Urheberin des Hashtags aus: „Die "Aufschrei"-Aktion war ganz spontan entstanden. Nachdem mehrere Frauen ihre Erlebnisse geschildert hatten, schlug um halb zwei Uhr nachts @marthadear vor, diese Erlebnisse unter dem Hashtag #aufschrei zu sammeln.“ Am Morgen danach wimmelte es bei Twitter nur so von Erlebnisberichten. Der Hashtag #Aufschrei wurde zum Symbol einer angestauten Wut über ein gesellschaftlich bislang oft verdrängtes Thema.

Typisch ist dabei, dass ein Hashtag erst im Verlauf einer öffentlichen Debatte entstehen, sich verändern oder mehrere Begriffe für dasselbe Thema im Umlauf sind. In jedem Fall drücken Hashtags immer einen Trend aus. Sie werden im Internet sogar grafisch dargestellt und auf Karten angezeigt, wie etwa bei Trendsmap.

Die New York Times freute sich über die Auszeichnung als Wort des Jahres für den #Hashtag und widmete ihm einen Leitartikel.  Die Zeitung erinnert daran, dass das Rautezeichen viele Jahrzehnte nur ein Randfunktion unseres Telefons war, in der Regel um Verbindungen zu halten oder in Warteschleifen auf sich aufmerksam zu machen. Dagegen hat es heute eine ganz andere Bedeutung gewonnen.

Im zweiten erfolgreichen Präsidentschaftswahlkampf von US-Präsident Barack Obama wurden #4MoreYears und #Obama zu den Hashtags der gesamten Kampagne. Der Tweet am Wahlabend mit der Umarmung seiner Frau Michelle ging als Foto in Sekundenschnelle Millionenfach um die Welt und wurde mit über 800tausend Retweets zur Twitternachricht des Jahres.

Was bedeutet der Hashtag für Sie?

Sie finden bei Twitter und zunehmen auch bei Google Plus und Facebook viele weitere Beispiele, die alle eins gemeinsam haben: Hashtags können Verstärkern auf Social Media-Kanälen werden. Das gilt für wohldurchdachte Wahlkämpfe ebenso wie für überraschende Shitstorms. Als PR-Verantwortliche müssen Sie damit umgehen können.

Gefürchtet sind Tweets mit dem Hashtag #Fail. In Verbindung mit Marken oder Unternehmen weisen Sie auf Verfehlungen hin. So machen sich Bahnfahrer über Verspätungen mit einem kurzen Tweet und #DB #fail auf sich aufmerksam. Wenn Ihnen das in der Unternehmenskommunikation Sorgen bereitet, so ist das berechtigt. Hinweisen möchte ich aber auch auf die hervorragende Möglichkeit anhand von Hashtags Trends zu erkennen und somit frühzeitig reagieren zu können.

Bleibt sind dagegen #FF für Follow Friday, der Gewohnheit, am Freitag beliebten Twitter-Followern einen Gruß und somit eine Empfehlung für andere Nutzer zu schicken.