Smalltalk-Thema: Die Bundestagswahl

Politiker genießen in unserer Gesellschaft nicht den besten Ruf. War es vor einigen Jahren noch die Politikverdrossenheit, die ihnen zu schaffen machte, ist mittlerweile eine Politikerverdrossenheit daraus geworden. Im Wahlkampf versuchen die Betroffenen natürlich, dieser Entwicklung gegenzusteuern. Schließlich brauchen sie Ihre Stimme! Sich darüber im Stillen zu ärgern hilft wenig. Und was, werden Sie jetzt vielleicht fragen, hat das mit Smalltalk zu tun? Darauf möchte ich Ihnen eine Antwort geben.

Smalltalk: Politik sollte nicht Gesprächsthema sein…
Politik ist kein Bestandteil der leichten Konversation: Diese Regel werden Sie in allen einschlägigen Smalltalk-Ratgebern finden. Sie sollte modifiziert werden: Politische Inhalte sind kein Bestandteil der leichten Konversation.

Erlauben Sie mir hierzu eine Gegenfrage: Wo geht es – vor allem in Wahlkampfzeiten – denn noch um politische Inhalte? Mindestens vier Parteien haben das erklärte Ziel, die politische Mitte zu besetzen. Sie werben in erster Linie um die Sympathie der Wähler, als wäre Politik Gefühlssache. Sie halten ihre Aussagen möglichst vage und allgemein, um

  • niemandem auf den Schlips zu treten und
  • nach gewonnenen Wahlen nicht der Lüge überführt zu werden.

… doch Politik ohne Inhalte passt sich dem Smalltalk an
Jetzt frage ich Sie, wo denn der Unterschied zwischen einem Politiker auf Stimmenfang und einem Teilnehmer am Smalltalk besteht? Beide wollen im Mittelpunkt stehen, beide wollen unterhalten, beide suchen die Sympathie ihrer Zuhörer, beide wollen es sich mit niemandem verderben. Ich könnte weitere Beispiele anführen, doch ist der Platz in diesem Forum recht knapp bemessen.

Fassen wir es in einem Satz zusammen: Mischt sich die Politik ungefragt in dessen ureigene Domäne, das seichte Gespräch, ein, darf sich der Smalltalk im Gegenzug der Politik bedienen. Selbstverständlich nur der seichten Themen, aber davon gibt es gerade in Wahlkampfzeiten reichlich.

Samlltalk: Welche Politikfragen sind "erlaubt"?
Kontroverse, heftig diskutierte Themen, denen fundierte Weltanschauungen zugrunde liegen, lassen Sie im Smalltalk außen vor: etwa die Auslandseinsätze der Bundeswehr, um nur ein Beispiel zu nennen.

Auch dürfen Sie Ihr Gegenüber nicht fragen, wo er denn am 27. September sein Kreuzchen macht. Was Sie ihn in Zusammenhang mit Wahlen und Politik fragen dürfen, verrate ich Ihnen beim nächsten Mal.