Smalltalk-Thema Bücherverbrennung?

Der Titel klingt provozierend, nicht wahr? Die Bücherverbrennung ist doch nichts für den Smalltalk, werden Sie jetzt bestimmt einwenden. Ist es vielleicht doch, halte ich dagegen. Es gibt da nämlich eine sehr interessante Geschichte, die nicht in Vergessenheit geraten sollte.

Smalltalk um den Tag des Buches
Der 10. Mai ist in Deutschland der Tag des Buches. Er wird jedes Jahr in Erinnerung an die Bücherverbrennung 1933 durch die Nationalsozialisten begangen. Doch nun zu der Geschichte für Ihren Smalltalk:

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Eine Geschichte für Ihren Smalltalk die kaum jemand kennt
Im Wiener Exil lebte seit einigen Wochen ein deutscher Schriftsteller, dessen Bücher nicht verbrannt werden sollten. Oskar Maria Graf fand sich zu seinem großen Entsetzen sogar auf der "weißen Liste des neuen Deutschlands" wieder: Seine Werke wurden von den Machthabern des Dritten Reichs ausdrücklich zur Lektüre empfohlen.

Nur war Graf mit dieser Kategorisierung alles andere als einverstanden: "Ich bin also dazu berufen, einer der Exponenten des ’neuen‘ deutschen Geistes zu sein", stellte er entsetzt fest. "Vergebens frage ich mich, womit ich diese Schmach verdient habe".

Was tun, wenn eine die Falschen loben? Eine Frage für Ihren Smalltalk!
In Wien sann Graf über eine passende Erwiderung auf das Lob von falscher Seite nach. Er brauchte nur zwei Tage, bis er die richtigen Worte fand. Sie wurden am 12. Mai 1933 auf der Titelseite der "Arbeiter-Zeitung", des Zentralorgans der österreichischen Sozialdemokratie, unter der Schlagzeile "Verbrennt mich!" veröffentlicht.

Graf schloss seinen Protest mit den Worten: "Diese Unehre habe ich nicht verdient! Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen. Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein wie eure Schmach!"

Epilog für Ihren Smalltalk
Nachdem der Aufruf fast überall in Europa nachgedruckt worden war, rückten die Nationalsozialisten von Graf ab. Bei einem eigens für ihn angesetzten Termin wurden seine sämtlichen Werke im Innenhof der Münchner Universität nachträglich verbrannt.