Smalltalk am Tag des Buches über das meistübersetzte Buch

Der 23. April ist der Tag des Buches - jedenfalls international. Der deutsche Tag des Buches ist der 10. Mai. An diesem Tag verbrannten die Nazis 1933 die Werke verbotener Schriftsteller. Für den Smalltalk unverfänglicher ist der internationale Tag des Buches. Beginnen Sie ihn mit einer Quiz-Frage.

Smalltalk-Frage: Welches Buch wurde am häufigsten übersetzt?

Es ist schon verdammt hart, zweitgeborener Sohn zu sein. Und den Geburtstag auf einer einsamen Insel festsitzend zu verbringen. Dann kommt auch ein Eingeborener, dem man Englisch beibringen muss. Das alles ganz ohne Lehrbuch!

Ihr Smalltalk-Gegenüber weiß bestimmt schon, um wen es sich handelt. Und wie Freitags Englischlehrer heißt. 1660 wurde er in London geboren, als Daniel Defoe. Der Tag des Buches bietet sich als perfekten Anlass, um einmal über diesen Schriftsteller zu plaudern.

Smalltalk über eine seltene Sternstunde der Literatur

Gelohnt hat sich das Ganze doch. Vor allem, nachdem die elende
Geschichte zu Papier gebracht worden war. Das tat der bis dahin eher
erfolglose Schriftsteller Daniel Defoe im hohen Alter von 59 Jahren. Mit
Robinson Crusoe hatte der Engländer endlich beruflichen Erfolg.

Eingedenk der recht langsamen Kommunikationsmittel des frühen 18.
Jahrhunderts wird im Smalltalk niemand widersprechen, wenn Sie sagen:
Daniel Defoe wurde über Nacht berühmt. Bis dahin sah es für den Autor
recht "mau" aus. Nicht nur, was seine literarischen Ambitionen betraf.

Berühren Sie im Smalltalk auch die eher traurigen Anfänge des Autors

Mit 32 machte Defoe Bankrott. Das war allerdings noch nicht der
Tiefpunkt seiner Karriere. Den durchlitt er in einem wenig moralischen
Job: Defoe half zum Tode verurteilten Verbrechern, noch rasch ihre
Memoiren zu verfassen. Nicht ganz selbstlos: An sein Geld kam der
Ghostwriter, indem er die, nun ja, Autobiografien unmittelbar nach der
Hinrichtung der Delinquenten den Verlagen anbot. Die griffen gerne zu.

Reich werden, da hat Ihr Smalltalk-Gegenüber mit seinem Einwand Recht,
konnte man mit solch wenig elaborierter Form von "Leichenfledderei"
freilich nicht.

Smalltalk über das seltenste Autorenglück: kommerzieller Erfolg!

Reich werden konnte man aber als Autor von Robinson Crusoe. Allein bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erschienen nicht weniger als 700 verschiedene Ausgaben. Darunter waren auch Kinderbücher und reine Bildergeschichten ohne Text. Und natürlich internationale Editionen, manche sehr exotisch: Die Lebensbeichte des unfreiwilligen Eremiten erschien bereits vor über hundert Jahren in Sprachen wie Koptisch, Maltesisch und Inuit.

Damit wurde Daniel Defoes Welterfolg zum in die meisten Sprachen übersetzten Buch der Literaturgeschichte. Wer das wohl gezählt hat? Vielleicht macht Ihr Smalltalk-Gesprächspartner eine andere Rechnung auf – und kommt mit einem Buch, das noch mehr sprachliche Versionen aufweist.