Menschen, die ihren Namen hassen: Smalltalk über Kevin

"Ich hasse meinen Namen." Einen ähnlichen Stoßseufzer wird mancher Kevin von sich geben. Schuld ist der Kevin, der am 26. August 1980 geboren wurde. Er sorgte für einen Boom dieses Vornamens auch in Deutschland. Dabei heißt er in Wirklichkeit gar nicht Kevin. Über ihn und über echte Kevins könnte es in Ihrem nächsten Smalltalk gehen.

Stellen Sie im Smalltalk die Schuldfrage

Macauly Culkin war der Hauptdarsteller des Kassenhits Kevin – Allein zu Haus. Dem Schauspieler brachte die Kevin-Rolle langfristig kein Glück. Oder kennt Ihr Smalltalk-Gegenüber auf Anhieb diesen Namen?

Macauly Culkin war auch Schuld, dass viele Eltern in den 1990er Jahren ihrem Sohn den Vornamen Kevin verpassten. Anno 1991 etwa war der Name unangefochtener Spitzenreiter bei neugeborenen Jungen in Deutschland. Die mittlerweile erwachsen Gewordenen haben in der Regel eine schwere Kindheit hinter sich.

Das Schicksal der Kevins bestimmt auch den weiteren Smalltalk-Verlauf

Verständnis finden alle Kevins bei der Vornamensforscherin Julia Kube. In ihrer Abschlussarbeit an der Universität Oldenburg führt sie die Resultate einer eigens durchgeführten Befragung von 500 Lehrern auf. Danach erzeugten Vornamen wie Kevin in Lehrern negative Assoziationen. Die Reaktionen waren vermutlich realer Erfahrung mit Schülern zu verdanken. Doch bald wurden Vorurteilen daraus. Vielleicht kennt Ihr Smalltalk-Gegenüber ja auch Lehrer, bei denen dies der Fall ist?

Die These wird bestätigt von der Pädagogik-Professorin Astrid Kaiser. Sie betreute Julia Kubes Arbeit: "Es zeigt sich immer wieder, dass Kevins schlecht bewertet werden." Die Empfehlung der Professorin an künftige Eltern lautet: Bei der Namensgebung stets auch mögliche Vorurteile Dritter zu berücksichtigen!

Der Smalltalk nimmt eine unerwartet positive Wendung

Dazu noch ein Tipp von Astrid Kaiser: Berühmte Akademiker eignen sich als Pate besser als populäre Schauspieler. Falls jemand aus der Smalltalk-Runde sein Kind Kevin nennen möchte – sollte er oder sie daher noch ein wenig warten.

Zum einen, bis der Ruhm des Ex-Kinderstars Macauly Culkin endgültig verblasst ist. Zum anderen, bis es der erste Kevin in Deutschland zum Minister gebracht hat. Wenig überraschend: Unter den aktuellen Bundestagsabgeordneten findet sich bislang niemand dieses Namens. Doch im Kreis Wesel hat es einer von ihnen bereits in den Vorstand der SPD-Jusos geschafft: Kevin Waldeck, Jahrgang – was sonst? – 1991. Und in Berlin ist Kevin Kühnert sogar Vorsitzender der hauptstädtischen Jungsozialisten. Er hat zurzeit wohl die besten Aussichten, den Kevin-Makel zu tilgen. Vielleicht wird er irgendwann einmal in Amt und Würden eine positive Patenvorlage abgeben.