Martin Luther im Smalltalk: Ist Religion ein Tabu-Thema?

Religion ist im Smalltalk tabu. So heißt es in Ratgebern immer wieder. Doch es gibt Ausnahmen. Martin Luther etwa. Der Reformator hat in seinem Leben manch zitierenswerten Spruch abgelassen. Mit Taten wusste Luther ebenfalls zu beeindrucken. Doch nicht alles, was von ihm überliefert wird, stimmt.

Beginnen Sie den Smalltalk mit dem Thesenanschlag

Jedes Jahr am 1. November gedenken die Katholiken ihrer Heiligen. Einen Tag vorher feiern die Protestanten ihren Reformator. Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther 95 Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben. Glaubt man den meisten Historikern, hat Luther das nicht gemacht.

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Fragen Sie Ihr Gegenüber im Smalltalk. Kann er sich diesen
historischen Akt vorstellen? Was das für eine Arbeit ist! Zuerst müssen
die Sätze auf 95 Holzlatten gepinselt werden. Anschließend dauert es
seine Zeit, bis sämtliche Bretter angeschlagen sind. Zumindest für einen
handwerklich Üngeübten! Ist auf einer Kirchentür überhaupt so viel
Platz? Vor allem: Geht sie danach noch auf?

Spinnen Sie das Szenario im Smalltalk über Religion noch ein wenig weiter

Vermutlich hat sich Luther diese Fragen gar nicht gestellt. Er hat
seine Thesen einfach auf ein Blatt gepinnt. Anschließend hat der
kritische Geist das Pergament irgendwie an der Pforte befestigt.
Reißzwecke oder doppelseitiges Klebeband gab’s leider noch nicht. In den
folgenden Tagen müsste jeder, der vom Thesenanschlag gehört und sich
dafür interessiert hat, nach Wittenberg gefahren sein: Schließlich
wollte man sich die Sache vor Ort anschauen.

Dort angekommen, war man enttäuscht. Leider prangten keine
beschrifteten Latten an der Kirche. Und den handgeschriebenen Zettel mit
den Thesen hatte ein katholischer Eiferer längst wieder abgerissen.
Oder war es doch ganz anders? Lassen Sie im Smalltalk jetzt wieder die
historischen Fakten sprechen!

Jetzt aber bitte wieder zu den Fakten im Smalltalk!

Die 95 Thesen, wird Ihr Smalltalk-Gesprächspartner an dieser Stelle einwenden, stammen aber doch von Luther! Tatsächlich wird die Existenz des Thesenpapiers selbst von Historikern nicht angezweifelt. Für die rasch wachsende Popularität des, aus katholischer Sicht, Ketzers werden allerdings weniger die organisierten Reisen nach Wittenberg gesorgt haben.

Eher schon die damals schon weit verbreitete Druckerkunst. Durch sie hatte die Obrigkeit zwar ein Beweismittel in der Hand. Dieses führte sogar zu Luthers späterem Kirchenbann. Andererseits ließ sich, was in lesbaren Lettern schwarz auf weiß geschrieben stand, so leicht nicht mehr totschweigen.