Internationaler Nikolaus-Smalltalk

Wer hat Angst vorm Nikolaus? Brave Kinder eher nicht. Die werden vom netten alten Mann mit dem weißen Bart reich beschenkt. Doch verbreitet sein Gehilfe immer noch Angst und Schrecken – und gibt ein spannendes Smalltalk-Thema ab.

Smalltalk über Hans Muff, Krampus, Schmutzli und Zwaarte Piet

Jedes Jahr am 6. Dezember wird darüber entschieden, ob ein Kind in den vergangenen zwölf Monaten brav oder böse war. Dies erledigt jedoch nicht der rotbefrackte, weißbärtige Nikolaus. Die Richteraufgabe übernimmt sein Assistent. Im Rheinland heißt er Hans Muff, in den Niederlanden Zwaarter Piet, in Österreich Krampus und in der Schweiz Schmutzli.

Früher packte der fürs Grobe zuständige Gehilfe des Nikolaus tatsächlich schon mal die Rute aus. Fragen Sie doch mal Ihr Smalltalk-Gegenüber, ob er sich an eine entsprechende Episode aus frühester Jugend erinnern kann.

Heute lässt der Assistent die Rute von vornherein zu Hause. Allein schon eine Drohung mit dem Reisigbündel würde ihm handfesten Ärger mit Kinderschutzorganisationen oder dem Jugendamt bescheren. Vielleicht würde er sogar vor Gericht landen.

Schneiden Sie im Smalltalk auch das Risiko für den Nikolaus an

Letzteres passiert zuweilen sogar dem Nikolaus. In Zürich beispielsweise ist es den „Samichlausen“ – so heißt bei unseren Nachbarn der Vorgesetzte des Schmutzli – verboten, Kinder auf den Schoß zu nehmen. Der eidgenössische Berufsverband der Nikoläuse will, um Pädophilie-Vorwürfen vorzubeugen, Körperkontakte aufs Nötigste beschränken. So kann kein Schmutzli-Verdacht aufkommen.

Übertrieben oder gerechtfertigt? Was meint Ihr Smalltalk-Gesprächspartner dazu? Schwarze Schafe gibt es in jeder Gemeinschaft, könnten Sie diplomatisch formulieren. Um kritisch hinterherzuschieben: In diesem Fall wäre ein schwarzes Schaf jedoch bereits eins zu viel.

Lassen Sie den Smalltalk in einem anderen Nachbarland ausklingen

In den Niederlanden ist es der Zwaarte Piet, der in der Kritik steht. Weniger wegen seiner erzieherischen Maßnahmen: Heute erregen sich die Gemüter mehr an seinem Aussehen: Der künstliche schwarze Teint wird nicht zu Unrecht als rassistisches Symbol gedeutet. Die Erklärung, die Gesichtsfarbe sei durch die Hitze im Schornstein entstanden, wird durch die übrigen Erscheinungsformen konterkariert: Dunkle Locken und dick geschminkte rote Lippen entstehen kaum in der rußigen Röhre.

Zudem erinnert die Kleidung stark an einen spanischen Mauren vergangener Jahrhunderte. Auch das hat seine Tradition: Der Nikolaus der niederländischen Version und seine Helfer stammen aus Spanien, das lange Zeit von Nordafrikanern beherrscht war. Warum aber – diese Frage drängt sich womöglich auch Ihrem Smalltalk-Gegenüber auf, ist ausgerechnet der Chef der Truppe ein Weißer?

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