Im Smalltalk über Engel reden

Jedes Jahr am 2. Oktober gedenkt die katholische Kirche ihrer Schutzheiligen. Doch auch nichtreligiöse Menschen vertrauen einer solchen Instanz. Wie sonst erklärt es sich, dass zwei von drei Deutschen an die Hilfe von Schutzengeln glauben? Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa. Fragen Sie Ihren Smalltalk-Gesprächspartner: Glaubt er an Engel?

Engel-Kontroverse im Smalltalk: Kirche gegen Wissenschaft

Für Papst Benedikt ist die Sache klar: „Am Schutzengelfest empfehle ich euch dem liebevollen Schutz dieser himmlischen Geister, die der Herr uns zur Seite gestellt hat.“ Danach dürfen wir himmlischen Beistand erwarten. Aber dürfen wir unsere persönlichen Sorgen auch einem Engel anvertrauen?

Das wäre nicht ratsam, fand Georg Christoph Lichtenberg: „Wenn uns ein Engel einmal aus seiner Philosophie erzählte, ich glaube, es müssten wohl manche Sätze so klingen als wie 2 mal 2 ist 13.“ Der Mann war Naturwissenschaftler. Als Physikprofessor in Göttingen wollte er seine Probleme im Diesseits gelöst wissen.

Die Smalltalk-Diskussion geht in die nächste Runde

Welche Seite würde wohl Ihr Gegenüber einnehmen? Falls er sich noch nicht entscheiden mag: Bieten Sie ihm im Smalltalk weitere Anreize. Ein schönes Beispiel für die Nützlichkeit von Engeln ist uns aus der Literatur überliefert. Es stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vom Clemens Brentano: „Von allen Gefährten, die mich begleiteten, ist mir keiner so treu geblieben wie der Schutzengel.“

Dem Dichter Brentano assistierte der Dresdner Kunsthistoriker Jean Paul Richter: „Die Schutzengel fliegen manchmal so hoch, dass wir sie nicht mehr sehen können. Doch sie verlieren uns niemals aus den Augen.“

Zitieren Sie im Smalltalk auch die Gegenposition

Ganz anders sah die Sache mit den Schutzengeln ein Jahrhundert später ein Kollege Brentanos. Rainer Maria Rilkes erste Duineser Elegie beginnt mit dem Satz: „Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?“ Zu Beginn der zweiten Elegie folgt das vernichtende Urteil: „Jeder Engel ist schrecklich.“ Falls Ihrem Smalltalk-Gegenüber dies nicht ausreicht und er Fakten möchte – bitte:

Engel sind himmlische Wesen; der Erdling Rilke verließ sich lieber auf irdischen Beistand. In seinem Fall wählte er das Richtige: Als im Mai 1919 die Münchner Räterepublik scheiterte, wurden ihre Anhänger verfolgt, eingesperrt und nicht selten ohne Gerichtsurteil erschossen. Zu ihnen gehörte auch Rilke. Damals trug der Schriftsteller seinen Schutzengel in der Jackentasche: Es war ein tschechoslowakischer Pass. Der ermöglichte ihm die rasche Ausreise aus Deutschland.

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