Deutscher Schicksalstag: Smalltalk über den 9. November

Der 9. November scheint der Schicksalstag des deutschen Volkes zu sein. Zumindest, was das 20. Jahrhundert betrifft. Jeweils am 9. November fanden 1918, 1923, 1938 und 1989 bedeutende Ereignisse statt. Machen Sie diese Meilensteine der deutschen Geschichte zum Thema Ihres nächsten Smalltalks!

Beginnen Sie den Smalltalk im Jahr 1918
Am 9. November 1918 wurde in Berlin die Monarchie zu Grabe getragen. Und die Republik ausgerufen. Das sogar gleich zweimal. Zunächst durch Reichsministerpräsident Philipp Scheidemann: Der SPD-Politiker wollte der roten Konkurrenz von der KPD zuvorkommen. Scheidemann öffnete einfach ein Fenster des Reichstags, um die gute Nachricht zu verkünden.

Da konnte Karl Liebknecht nicht ganz mithalten: Zwar wählte er mit dem Berliner Stadtschloss ein stilvolleres Ambiente. Dort hatte bis 1918 die Herrscherfamilie der Hohenzollern residiert, die den preußischen König und seit 1871 den deutschen Kaiser stellte. Leider kam Liebknecht um eine Stunde zu spät, um die Führungsrolle seiner Partei in der deutschen Revolution wirksam zu untermauern. Das Berliner Schloss konnte nichts dafür. Oder doch?

Als die Kommunisten dann tatsächlich die Macht in Deutschland übernahmen, wenn auch nur in der Osthälfte, übten sie eine späte Rache: Sie sprengten das Schloss einfach in die Luft. An seine Stelle setzen sie ein modernes Gebäude: den Palast der Republik.

Stammt Ihr Smalltalk-Gegenüber aus den neuen Bundesländern? Dann kann er sich bestimmt noch an dieses Gebäude erinnern. An das Berliner Schloss vermutlich weniger: Es wurde 1950 abgerissen.

Weniger schöne Erinnerungen für den Smalltalk: 1923 und 1938
Am 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler erstmals, die Macht an sich zu reißen. Damals noch vergeblich. Er initiierte in München den nach seinem Ausgangsort benannten "Bürgerbräuputsch". Anschließend wanderten er und seine Spießgesellen in Haft. Leider nicht lange genug.

Am 9. November 1938 brannten in Deutschland 171 jüdische Synagogen. Fast 7500 Geschäfte jüdischer Inhaber wurden zerstört. Von den im ganzen Land drangsalierten jüdischen Bürgern kamen 91 sofort zu Tode. 30000 wurden in Konzentrationslager verschleppt. Wir gedenken dieses Datums als Reichspogromnacht. Die Nazis nannten sie Reichskristallnacht.

Die Jahre 1923 und 1938 müssen Sie im Smalltalk nicht von sich aus anschneiden. Es ist aber wichtig, dass Sie wissen, was passiert ist.

Ende gut, alles gut? Smalltalk über den 9. November 1989
Am 9. November 1989 erfolgte ein Ereignis, das endlich wieder positive Schlagzeilen machte: In Berlin fiel die Mauer. Die Reisebeschränkungen für DDR-Bürger wurden aufgehoben. Damit war die Vereinigung der beiden deutschen Staaten eingeleitet. Mehr als vier Jahrzehnte waren sie getrennt. Bleibt zu hoffen, dass das nächste Epoche machende 9. November-Ereignis in Deutschland ebenfalls ein positives sein wird.

Fragen Sie Ihren Smalltalk-Gesprächspartner, was er sich denn für einen zukünftigen 9. November wünscht. Fällt ihm nichts ein, fragen Sie ihn, wie er den 9. November 1989 erlebt hat.