Low context vs. high context: Was E.T. Hall Ihnen über Missverständnisse sagt

"Das muss ich doch nicht dazu sagen, das hätten Sie doch vermuten können." - "Warum haben Sie das nicht explizit gesagt, dann hätte ich es auch verstanden." So oder ähnlich können sich Dialoge nach einem Missverständnis entfalten. Lesen Sie, warum es sich lohnt, die Kontext-Ansprüche Ihres Gegenübers nachzuvollziehen und entsprechend zu bedienen. Zu diesem Zweck erfahren Sie hier mehr über E.T. Halls Begriffe "low context" und "high context."

"Low context" vs. "high context"

Was der amerikanische Kommunikationsforscher Edward T. Hall als "low context" und "high context" bezeichnet, sind Kategorien, die er für verschiedene Kulturen entwickelt hat. Sie sind für diese Art von Missverständnis maßgebend. Dies betrifft in Halls Verständnis vorwiegend die Kommunikation zwischen verschiedenen Kulturangehörigen, aber auch den Informationsaustausch zwischen Menschen der gleichen Kultur, die aber – sozusagen "unsichtbar" – unterschiedliche Denk- und Verarbeitungskulturen haben.

Low context

"Low context" bedeutet allgemeinsprachlich ausgedrückt, dass es ein Sprecher gewohnt ist oder vertraut damit ist, so genau wie möglich zu sprechen oder zu schreiben, so dass er sicher sein kann, dass sein Gegenüber ihn ohne Bezugnahme auf einen umgebenden Kontext und die entsprechende Deutung eindeutig versteht. Im low context wird alles gesagt, was zum Verstehen nötig ist.

Natürlich bedeutet dies auch, dass dieser Sprecher gerne in der gleichen Art angesprochen wird. Auch wenn Ihnen das auf den ersten Blick selbstverständlich erscheint, werden Sie in Situationen geraten, in denen Sie merken, dass Ihr Gegenüber in diesem Punkt anders ist als Sie.

High context

"High context" bedeutet das genaue Gegenteil: Vertreter dieser Kultur
kommunizieren in einer Weise, die Interpretationsspielräume offen lässt und
die man nur mit Hilfe des Kontextes ausfüllen kann. Sinngemäß im high context: Muss ich
mir bei einer speziellen Bemerkung etwas "Spezielles" denken? War da
was, auf was sich diese Bemerkung bezieht? Brauche ich ein bestimmtes
Vorwissen, um die Andeutung genau zu verstehen? Werden Informationen
implizit vorausgesetzt?

Richtiges navigieren von low context und high context

Wenn Sie hier richtig navigieren wollen, müssen Sie zunächst einmal wissen, welcher Denkkultur Sie und Ihr Gegenüber angehören. Wenn Sie merken, dass Sie in diesem Punkt unterschiedlich sind, ist es sinnvoll dahingehend "aufzuräumen."

Sprechen Sie es an, dass Sie, wenn Sie ein Anhänger der Kategorie low context sind, mehr "klare Ansagen" brauchen und nicht fähig oder willig sind, sich die fehlende Informationen aus dem Kontext zusammenzupuzzeln.

Und umgekehrt: Seien Sie sich als Sprecher der Kategorie high context bewusst, dass Sie nur innerhalb Ihrer eigenen Denkkultur oder von sehr kreativen und kooperativen Zuhörern oder Lesern verstanden werden. Die "high context"-Sprache ist zwischenmenschlich bzw. literarisch eindeutig die anspruchsvollere Version. Im alltäglichen Sprachgebrauch ist high context allerdings die anfälligere Form des Informationsaustauschs, da Mehrdeutigkeit zwangsläufig mit Missverständnissen zu tun hat.