Ist die DIN 5008 der Tod der Kreativität?

Geschäftskorrespondenz und kreativ - was für ein Widerspruch! Zum Rüstzeug einer Sekretärin gehört, dass die DIN 5008 erlernt und angewendet wird. Es folgt dann fast immer noch eine Reihe von zusätzlichen betriebsinternen Reglementierungen.
Hier hat das Datum zu stehen, und zwar in der vom Unternehmen gewünschten Form. Die Betreffzeile und die Anrede folgen vorgegebenen Standards, alles unterliegt Regeln, Vorgaben, Mustern. Was gibt es hier zu entfalten? Einfallsreichtum, Originalität, Individualität, Ironie, Humor, Fantasie? Keine Chance! Sie werden von der DIN 5008 und anderen Regelwerken an die Wand gedrückt.
Die DIN 5008 hat alles in allem ihren Sinn, ebenso wie betriebsinterne Regeln sinnvoll sind – selbst wenn Sie die eine oder andere dieser Vorschriften nur ungern akzeptieren. Sie wollen auch nicht bei jedem Brief, den Sie erhalten, das Suchspiel starten: "Na, wo hat er denn dieses Mal das Datum versteckt?" Sie wollen zu Recht auf Anhieb wissen, an wen das Schreiben gerichtet ist und worum es geht. Normierung ordnet und erleichtert die Arbeit. Daher sollten Sie diese Regeln kennen und anwenden. Das ist die eine Seite der Medaille. Das spielerische Element ist die andere. Kurz gesagt: Seien Sie DINnovativ!
Regeln wie die DIN 5008 sind Wegweiser – keine Gefängnisgitter!
Spiele haben ihre Regeln, aber diese Regeln lassen Spielräume. Gute Tennisspieler kennen die Regeln ihres Spiels, aber welch unterschiedliche Stile entwickeln sie innerhalb dieses vorgegebenen Regelsystems! Genauso sollte es in der Geschäftskorrespondenz zugehen. Individuelle Gestaltung innerhalb der vorgegebenen Ordnung der DIN 5008 – so heißt die Zauberformel. Ordnungssinn und Spieltrieb sind keine Widersprüche. Sie ergänzen sich wunderbar.