Frau und Sprache: Tipps für weibliche Führungskräfte

Frauen sind anders, Männer auch. Ein Klischee? Wissenschaftliche Studien haben die Sprache von Frauen und Männern untersucht. Beide Geschlechter wurden in alltäglichen Sprechsituationen beobachtet – mit interessanten Ergebnissen. Frauen in Führungspositionen sollten sich ihres Sprechverhaltens bewusst sein, denn Sprache hat mit Positionierung zu tun und damit mit Erfolg.

Führungskräfte haben Macht, Macht in einem positiven Sinn. Diese Macht wird ihnen durch die Funktion verliehen. Und Macht brauchen sie, um etwas zu bewegen. Andererseits hat Macht mit (natürlicher) Autorität, Ausstrahlung, Positionierung zu tun. So wie man oder frau spricht, werden Autorität und Ausstrahlung zum Ausdruck gebracht.

Frauen reden kürzer und seltener als männliche Führungskräfte
Nun wird so manch ein Mann sagen: "Da kennen Sie meine Frau aber schlecht. Die redet den ganzen Tag!". Ja, stimmt (vielleicht) im privaten Kontext. Verhaltensbeobachtungen haben gezeigt, dass Frauen im Unterschied zu Männern im beruflichen Kontext kürzer und seltener reden. Männer reißen häufiger das Wort an sich. Unterbrechungen des Gesprächspartners gehen zu 98% auf das Konto von Männern. Dabei unterbrechen sie Männer und Frauen gleichermaßen.

Frauen in Führungspositionen stellen mehr Fragen
"Was meinen Sie dazu?", "Wie sehen Sie das?": Mit diesen Fragen sollen die Beteiligten eingebunden werden. Eine Frage lässt Raum, dass der andere antwortet, selber redet. Der Vorteil: Nun so können Sie als Führungskraft (männlich oder weiblich!) erfahren, wie Ihre Mitarbeiter denken, welche Sicht der Dinge sie haben. Also gut für den Austausch im Team. Der Nachteil: Redefreudige Menschen bekommen eine Steilvorlage zur (Selbst-)Präsentation, die oft kaum noch zu stoppen ist.

Frauen als Führungskräfte sind höflicher
Verhaltensbeobachtungen belegen, dass Frauen häufiger bitte und danke sagen. Sie zeigen mehr Aufmerksamkeitsreaktionen wie "Ich verstehe, aha, hm…". Außerdem lächeln Frauen häufiger als Männer. Alles Verhaltensweisen, die eine angenehme Gesprächsatmosphäre schaffen, die dem Gegenüber Sicherheit gibt. Der Nachteil: Freundlichkeit wird manchmal als Schwäche ausgelegt.

Frauen benutzen häufiger Wörter wie "vielleicht" oder "eigentlich"
Sie gebrauchen häufiger Einschränkungen wie "vielleicht, möglicherweise, eigentlich, ich glaube, ich denke, ich könnte mir vorstellen…". Auch Kritik, Anliegen und Wünsche werden häufig nicht kurz und bündig auf den Punkt gebracht, sondern wohlig-weich verpackt serviert. Der Vorteil: Alle Optionen bleiben offen. Der Nachteil: Wenn der Gesprächspartner das Anliegen nicht hört oder hören will, hat er alle Möglichkeiten, das zu hören, was ihm besser passt.

Die Folgen aus dem Sprechverhalten von Frauen als Führungskräfte
Frauen reden also indirekter, ungenauer und vorsichtiger. Das gibt dem Gegenüber (sei es Kollege oder Mitarbeiter, Mann oder Frau) viel eigene Entscheidungsfreiheit. Unklare Äußerungen sind eben sehr interpretationsfähig!

Indirekte und ungenaue Sprache schützt andererseits den Sprechenden vor unliebsamer Konfrontation und lässt zu, dass diese(r) letztendlich nicht hinter dem stehen muss, was sie (oder er) gesagt hat. Ein solcher Sprachstil bedeutet Schutz vor persönlicher Zurückweisung und Ablehnung. Eine wichtige Funktion eines indirekten Sprachstils ist das Herstellen von Nähe und die Festigung von Übereinstimmung. Er fördert Harmonie, vermeidet Aggression sowie Konflikte und gibt Sicherheit.
Ein eher männlicher Sprachstil ist direkter, absoluter und statusorientierter. Missverständnisse sind so vorprogrammiert, denn beide legen ja – unbewusst – ihr eigenes Sprachverhalten als Norm zugrunde und verhalten sich entsprechend.

So zeigen Sie als weibliche Führungskraft, dass Sie führen wollen und können:

  • Lassen Sie sich nicht unterbrechen. Weisen Sie den Unterbrechenden klar und bestimmt darauf hin, dass Sie reden. Nehmen Sie sich den Raum, um das zu sagen, was sie sagen wollen.
  • Zeigen Sie körpersprachliche Präsenz, indem Sie als Führungskraft z.B. bei Besprechungen in zentraler Position sitzen.
  • Sprechen Sie laut und deutlich. Vergessen Sie das Atmen nicht.
  • Halten Sie bewusst Blickkontakt mit Ihrem Gegenüber, wenn Sie in konfrontativen Gesprächssituationen sind.
  • Hören Sie sich selber einmal zu, wie oft Sie "vielleicht", "eigentlich" oder ähnlich Füllendes sagen. Sie schärfen Ihre Aufmerksamkeit, um im nächsten Schritt das ein oder andere "vielleicht" wegzulassen.
  • Wenn Sie klare Ansagen machen müssen oder wollen, tun Sie das in kurzen und knappen Sätzen. Vermeiden Sie füllendes "Verpackungsmaterial" um Ihre Aussage herum. Das trübt die Klarheit Ihrer Aussage.