Vorstellungsgespräch im Sozialwesen: Informationen über die Klientel

Gerade im Sozialwesen beklagen viele Personalverantwortliche, dass sich eine Vielzahl von Bewerbern nicht ausreichend über ihre zukünftige Klientel informiert hat, vor allem im Bereich der niederschwelligen Hilfen. Wie Sie diese Fallstricke bei einem Vorstellungsgespräch im Sozialwesen umgehen können, lesen Sie im nachfolgenden Artikel.

Laut Aussage von diversen Personalverantwortlichen im Sozialwesen bringen gerade im Bereich der niederschwelligen Hilfen (z. B. Streetwork, Suchtkrankenhilfe, Straffälligenhilfe) viele Bewerber kein ausreichendes Wissen über ihre zukünftige Klientel mit und neigen aus diesem Grunde vielfach dazu, ihren zukünftigen Arbeitsbereich zu romantisieren.

Im anderen Fall scheinen manche Sozialarbeiter wiederum der Auffassung zu sein, dass sie jeden Klienten durch ihre bloße Anwesenheit und ihre Arbeit wieder auf den rechten Weg bringen können.

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Informieren Sie sich vor dem Vorstellungsgespräch im Sozialwesen über Ihre zukünftige Klientel!

Vorurteile oder Romantisierungen sind gerade im Bereich der niederschwelligen Hilfen fehl am Platz. Um ein Beispiel zu geben: Wenn Sie eine Gruppe von Hartz IV-Beziehern in Form von alltäglichen Hilfen, Gesundheitsberatung und Bewerbungstraining betreuen sollen, sollte Ihnen klar sein, dass Sie keine homogene Gruppe vorfinden, sondern dass sich die Teilnehmer einer solchen Maßnahme oft sehr unterscheiden, was Vorbildung, Motivation, EDV und die Beherrschung der deutschen Sprache betrifft.

Gegebenenfalls müssen Sie damit rechnen, dass ein 62-jähriger Maßnahmeteilnehmer, der das Pech hatte, mit 60 Jahren arbeitslos zu werden und keine neue Stelle mehr zu bekommen, weniger motiviert ist als ein 30-jähriger Hartz IV-Bezieher, der zumindest über eine abgeschlossene Ausbildung verfügt.

Oft werden ältere Hartz IV-Empfänger vom Job-Center in solche Maßnahmen gesteckt, obwohl angesichts des Lebensalters der Klienten und der Situation auf dem Arbeitsmarkt nicht davon auszugehen ist, dass er noch einmal eine adäquate Stelle finden wird.

Wo kann sich der Bewerber über seine zukünftige Klientel informieren?

Am sinnvollsten sind hierzu Gespräche mit Menschen, die im von Ihnen angestrebten Bereich arbeiten oder für mehrere Jahre gearbeitet haben, da sie über den entsprechenden Praxisbezug verfügen. Die Medien können oft eine sinnvolle Ergänzung zu persönlichen Gesprächen darstellen, wobei hier leider in vielen Fällen ebenfalls Stereotypien, Vorurteile etc. des zuständigen Redakteurs Berücksichtigung finden müssen.

Ein Redakteur, der leider der vielfach verbreiteten Auffassung ist, dass Arbeitslose grundsätzlich faule Schmarotzer sind, die gerne auf staatliche Unterstützung angewiesen sind (was sicherlich auf einen kleinen Prozentsatz zutrifft), wird anders über die Zielgruppe berichten als ein Redakteur, der arbeitslose Menschen und ihre Probleme differenzierter sieht.

Wenn Sie im Bereich der Suchtkrankenhilfe tätig werden wollen, bieten sich neben Gesprächen mit Menschen, die in dem Bereich arbeiten oder gearbeitet haben, Ärzten oder Psychiatern, das Studium von Fachliteratur zum jeweiligen Thema an.

Vorurteile im Sinne von „Alle Alkoholiker sind willensschwach, sonst würden sie ja nicht weiter trinken“ wirken nicht nur beim Vorstellungsgespräch im Sozialwesen kontraproduktiv, sondern schaden auch im Umgang mit der jeweiligen Klientel, die in der Regel selbst weiß, dass es im Laufe ihres Lebens den einen oder anderen Fehler gemacht hat.

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