Verwendung von Textbausteinen aus Bewerbungsratgebern

Textbausteine aus Bewerbungsratgebern können allenfalls eine Anregung für das eigene Anschreiben sein, sie sollten jedoch nicht 1 : 1, also wortwörtlich, verwendet werden. Erfahrene Personaler merken sofort, wenn der Bewerber seine Unterlagen aus Textbausteinen zusammen kopiert hat.

Die Literatur an Bewerbungsratgebern ist beinahe unüberschaubar. Besucht man beispielsweise den Stern-Verlag auf der Friedrichstraße in Düsseldorf, so fällt auf, dass mit Bewerbungsratgebern mehrstöckige, lange Regale gefüllt sind. Besonders häufig sind Ratgeber des Autorenteams Hesse/Schrader zu finden, die für jede mögliche Situation im Bewerbungsprozess einen Ratgeber veröffentlicht haben sowie auch ein komprimiertes Gesamtwerk.

Neben dem DUDEN-Verlag haben auch jede Menge wenig bekannter Autoren Ratgeber zum Thema „Bewerbungen“ herausgegeben, oft sogar mit einer Muster-CD, aus der sich der Bewerber seine eigenen Unterlagen angeblich kinderleicht zusammenstellen kann. Auch im Internet findet sich eine Vielzahl von Links, die mit Mustern für perfekte Bewerbungsanschreiben werben.

Textbausteine: Inwieweit ist ihre Verwendung sinnvoll?
Wie bereits angesprochen, ist es unproblematisch, die in den Bewerbungsratgebern enthaltenen Musterbeispiele als Anregung für die eigenen Unterlagen zu nehmen. Dies ist insbesondere bei Personen sinnvoll, die sich einige oder sogar viele Jahre nicht beworben haben (z. B. wegen Elternzeit, langer Betriebszugehörigkeit bei ein und demselben Unternehmen etc.), um aus den Ratgebern die neuesten Anforderungen an moderne Bewerbungsunterlagen entnehmen zu können. Was 1989 im Anschreiben oder Lebenslauf gut angekommen ist, kommt heute möglicherweise nicht mehr so gut bei Personalern an.  

Es spricht auch nichts dagegen, den einen oder anderen Satz zu übernehmen, sofern zur eigenen Person und Qualifikation passend. Es wird jedoch kritisch, wenn für einen erfahrenen Personaler erkennbar wird, dass der gesamte Text des Anschreibens aus einem oder mehreren Ratgebern zusammen kopiert wurde.

Durch die kontinuierliche Verwendung von Textbausteinen aus allen möglichen Publikationen zum Thema "Bewerbungen“ zeigt der Kandidat bereits bei seiner ersten Arbeitsprobe – und als solche ist das Anschreiben zu verstehen! – dass von ihm im Arbeitsalltag nicht viel Eigeninitiative und Kreativität zu erwarten ist, sondern dass er sich lieber blind auf Andere verlässt.  

Mitunter peinliche Situationen
Es kommt in der Praxis nicht selten vor, dass Bewerber ihre Unterlagen zu 99 % aus Mustertexten zusammengestellt haben – auch wenn die in den Ratgebern gefundenen Sätze überhaupt nicht zur Person und zur Qualifikation des Bewerbers passen. Ein Personaler würde sich doch sehr wundern, wenn die Bewerbung eines Maschinenschlossers eher der eines Controllers oder eines Ingenieurs entspricht.  

Textbausteine zeugen ggf. von Lieblosigkeit bei den eigenen Unterlagen
Abgesehen davon, dass die häufige Verwendung von Textbausteinen auf wenig Eigeninitiative des Bewerbers schließen lässt, kommt noch hinzu, dass die Unterlagen eher lieblos und wie eine Massendrucksache wirken. Für den Personaler sieht es so aus, als wenn der Kandidat seine Bewerbungen nach dem Gießkannenprinzip versendet in der Hoffnung, dass irgendeins der angeschriebenen Unternehmen schon Interesse zeigen wird – Hauptsache, es passt halbwegs zum bisherigen beruflichen Werdegang und zur Ausschreibung.  

Ebenso lieblos wirkt es auch, wenn der Bewerber zwar selbst einen Satz formuliert, aber bereits in der Einleitung zum Ausdruck bringt, dass sein Interesse für die Stelle nur sehr gering ist. "…da Ihr Unternehmen im Großen und Ganzen zu meiner Qualifikation passt, bewerbe ich mich bei Ihnen.“ – mit derartigen Sätzen löst der Absender beim Empfänger nicht gerade den Wunsch aus, ihn persönlich kennen lernen zu wollen.

Bewerbungen sind keine exakte Wissenschaft
Im Gegensatz zu Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften handelt es sich bei Anforderungen an Bewerbungsunterlagen nicht um exakt definierte Fakten, deren Gesetzmäßigkeit empirisch oder naturwissenschaftlich nachgewiesen wurde – ein Ratgeber schwört auf ein Deckblatt in einer Bewerbungsmappe, andere Autoren wiederum finden dies vollkommen überflüssig, der Eine hält dreiteilige Bewerbungsmappen für das Nonplusultra, Andere lehnen diese wiederum schlichtweg ab.  

Auch wenn die Kriterien an gute Bewerbungsunterlage nicht anhand von nachgewiesenen Gesetzmäßigkeiten festgelegt wurden, so sind doch einige Kriterien entscheidend für Erfolg oder Misserfolg im Bewerbungsprozess:  

  • Individualität, das heißt, der Bewerber stellt seine Person und seine Schlüsselqualifikationen mit eigenen Worten dar. Aus diesem Grunde ist die Verwendung von vorgegebenen Textbausteinen ein reiner Killer zur Darstellung der eigenen Person
  • Abstimmung der Bewerbungsunterlagen auf das Unternehmen und die Branche, also kein Versand von Massendrucksachen
  • saubere, fehlerfreie, ordentlich zusammengestellte Unterlagen.