Vorsicht bei Stellenanzeigen von sogenannten Strukturvertrieben

Gerade bei Stellenanzeigen im Kleinanzeigenteil von Zeitungen versuchen fragwürdige Strukturvertriebe, auch als Schneeballsysteme bekannt, neue Mitarbeiter zu finden und mit unrealistischen Verdienstmöglichkeiten zu ködern. Warum Sie auf solche dubiosen Angebote nicht eingehen sollten, lesen Sie im folgenden Artikel.

Die Autoren Michael Brückner und Andrea Przyklenk weisen in ihrem Ratgeber „Geschäftsideen erfolgreich umsetzen“ auf Seite 53 explizit auf die Gefahren des Strukturvertriebs hin.

Arbeitssuchenden Menschen und/oder potentiellen Existenzgründern soll eine Bewerbung durch unrealistische Einkommensversprechen schmackhaft gemacht werden, z. B. durch Formulierungen wie „Heute noch Hartz IV – morgen Millionär“ oder „Lockerer Job! Bis zu 5.000 EUR im Monat möglich, ohne dass Sie selbst arbeiten müssen!“.

Auf den ersten Blick klingt dies verlockend, gerade für Menschen, die aufgrund ihrer Arbeitslosigkeit finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, aber bei solch unrealistischen Verdienstmöglichkeiten sollten bei jedem die Alarmglocken schrillen, zumal viele Arbeitnehmer noch nicht einmal in einer seriösen Anstellung 5.000 EUR brutto verdienen.

Auch wenn das vorgenannte Buch bereits im Jahr 1999 erschienen ist und sich auf Existenzgründer bezieht, so hat die Thematik trotzdem nichts an Aktualität eingebüßt und kann analog auch auf Menschen übertragen werden, die nach einer Festanstellung suchen und nicht in die Selbstständigkeit wechseln möchten.

Vorsicht, bei Stellenanzeigen von Strukturvertrieben!

Wie Michael Brückner und Andrea Przyklenk ausführen, stehen „in der Regel hinter solchen Angeboten sogenannte Strukturvertriebe – auch als Schneeballsysteme bekannt – die ihre […] Mitarbeiter („Drücker“) finanziell abhängig und zu besonders aggressiven, bisweilen kriminellen Verkaufsmethoden zwingen.“

Die Schneeballsysteme sind in verschiedenen Branchen zu finden – neben den klassischen Drückerkolonnen, die Haustürgeschäfte abzuwickeln versuchen (Zeitschriften-Abos, Angebote von unbekannten Energieanbietern, Tierschutz, caritative Zwecke), findet sich diese Methode des Vertriebs leider auch bei als seriös angesehenen Branchen, so auch vielfach im Versicherungs- und Finanzdienstleistungswesen.

Verdienstmöglichkeiten für Mitarbeiter von Strukturvertrieben

Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Reich werden bei solchen Geschäften lediglich diejenigen, die solche fragwürdigen Methoden und Produkte anbieten – der „Drücker“ hat in aller Regel nichts davon. Sein einziges Ziel besteht darin, neue Kunden bzw. Auftraggeber zu akquirieren, gerne auch im eigenen Freundes- und Familienkreis – von dessen Akquisitionserfolg hängt selbstverständlich auch der monatliche Verdienst des Einzelnen ab.

Irgendwann ist selbst der größte Freundes- und Familienkreis erschöpft, sodass spätestens dann kaum noch Einnahmen für den Mitarbeiter zu generieren sind, denn Fremde reagieren vielfach noch misstrauischer, wenn ihnen etwas verkauft werden soll, als Freunde und Familienangehörige – wobei selbst in diesem Kreis sicherlich viele kritische Zeitgenossen anzutreffen sind, die sich nichts aufschwatzen lassen.

Wann bei Ihnen bei einer Stellenanzeige die Alarmglocken schrillen sollten:

  • Wenn Ihnen unrealistisch hohe Verdienstmöglichkeiten in Aussicht gestellt werden.
  • Bei Formulierungen wie „Vorkenntnisse: nicht nötig – wir arbeiten Sie ein!“ Jeder Arbeitgeber hat gewisse Ansprüche an seine zukünftigen Mitarbeiter, sodass bei solchen Offerten kaum von barmherzigen Samaritern auszugehen ist, die auch ungelernte Kräfte oder Branchenfremde nach einer Einarbeitung mit verantwortungsvollen, gut dotierten Aufgaben betrauen.
  • Bei übertrieben lockeren, vertraulichen Offerten mit Worten wie beispielsweise „Lockerer Job“ oder „Jung, keine Kohle und Hartz IV? Wir helfen!“
  • Wenn über den Job und die benötigten Qualifikationen des Mitarbeiters keinerlei Angaben gemacht werden, sondern lediglich Allgemeinplätze wie „leicht erlernbare Tätigkeit“ oder „Verkauf von hochwertigen Produkten“ in der Anzeige verwendet werden.

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