Bewerbung auf Chiffre-Anzeigen – ja oder nein?

Manche Unternehmen inserieren per Chiffre-Anzeige, sodass der Bewerber im Vorfeld nicht weiß, mit welcher Firma er es zu tun hat. Es stellt sich die Frage, inwieweit eine Bewerbung auf eine Chiffre-Anzeige sinnvoll ist.

Bei Stellen, die in Privathaushalten ausgeschrieben sind, wie zum Beispiel Haushälterin, Kindermädchen, Chauffeur, Reinigungskraft, Köchin etc. ist es gang und gäbe, dass sich die suchende(n) Privatperson(en) nicht mit Name, Anschrift und Kontaktdaten zu erkennen geben.

In diesem Zusammenhang ist diese Vorgehensweise sicherlich verständlich, damit die Privatsphäre der suchenden Person gewahrt bleibt und durch Nennung der vollen Kontaktdaten nicht kriminelle Subjekte auf den Plan gerufen werden, die davon ausgehen, dass in diesem Haushalt viel zu holen ist, da er sich Hauspersonal in Voll- oder Teilzeit leisten kann.

Bei Unternehmen stellt sich die Sachlage etwas anders dar, da Firmen ohnehin aufgrund des Angebots ihrer Dienstleistung in der Öffentlichkeit stehen. Formal spricht also für ein Unternehmen nichts dagegen, wenn es sich direkt in der Ausschreibung mit Name und Firmensitz zu erkennen gibt.

Die Aussagekraft von Chiffre-Anzeigen
Problematisch ist, dass viele Chiffre-Anzeigen dürftige Angaben zur Aufgabenbeschreibung enthalten wie "Wir sind ein renommiertes Bestattungshaus in Duisburg und suchen eine Bürokraft in Teilzeit, mo – fr von 10 bis 14 Uhr". Unter dem sehr allgemeinen Begriff  "Bürokraft" kann man sich alles Mögliche vorstellen, aber nicht konkret benennen.

Geht es bei dem Posten eher um Buchhaltung und/oder um die Erstellung von Korrespondenz, die Anfertigung von Trauerkarten und -anzeigen? Ist eine Kasse nebst Kassenbuch zu führen? Welche möglichen Sonderaufgaben fallen sonst an? In jedem Fall ist es sehr schwierig, auf diese sehr global gefasste Anzeige ein passendes, auf das Unternehmen abgestimmtes Anschreiben zu verfassen.

Manche Stellenausschreibungen von Unternehmen, die sich offen mit Firmenname und Anschrift zu erkennen geben, sind zwar ähnlich dürftig, jedoch besteht in diesen Fällen die Möglichkeit, im Unternehmen anzurufen und Näheres über die ausgeschriebene Position zu erfahren, sodass die Erstellung der Bewerbungsunterlagen leichter fällt als bei einer "Bewerbung ins Blaue". In vielen Fällen ist es eine Absage trotz entsprechender Qualifikation und Berufserfahrung somit vorprogrammiert.

Schlechte Erfahrungen von Bewerbern mit Chiffre-Anzeigen
Vielfach haben Bewerber bereits schlechte Erfahrungen mit Unternehmen gemacht, die per Chiffre in einer Zeitung inseriert hatten – mangelnde Seriosität, allgemein schlechter Ruf und vieles mehr. Aus diesem Grunde scheuen viele Stellensuchende von vornherein Bewerbungen auf Chiffre-Anzeigen.

Untermauert wird die Frage nach der Seriosität ohnehin dadurch, dass sich das Unternehmen nicht offen zu erkennen gibt.

Oft lässt die Firma, die per Chiffre inseriert hat, auch höfliches Benehmen vermissen. Bewerbungsmappen werden kommentarlos zurückgeschickt, wobei jeder Hinweis auf die Unternehmensidentität (zum Beispiel durch Postalia-Druck mit Firmenlogo) vermieden wird.

Stattdessen werden handelsübliche Briefmarken verwendet, sodass lediglich auf den Unternehmenssitz geschlossen werden kann anhand des Poststempels. Manchmal folgen auch sehr unhöfliche Absagen auf Blanko-Papier, die ebenfalls keine Rückschlüsse auf das Unternehmen zulassen.

Bewerbungen auf Chiffre-Anzeigen – ja oder nein?
Natürlich gibt es immer wieder Einzelfälle, bei denen Arbeitsuchende über die Antwort auf eine Chiffre-Anzeige ihre Traumstelle finden, aber es nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme. Ähnlich verhält es sich auch bei der Schaltung eines eigenen Stellengesuchs.

Aufgrund der vielfach fehlenden Informationen – sowohl in Bezug auf das Unternehmen als auch auf die konkreten Aufgabenbereiche – ist von einer Bewerbung an eine Firma, die ihre Identität hinter einer Chiffre-Anzeige verbirgt, eher abzuraten – es sei denn, Sie bewerben sich in einem Privathaushalt um eine Arbeitsstelle.