Bewerbungen: Sie können es nicht jedem Recht machen

In vielen Artikeln über Bewerbungen wird immer wieder der Eindruck erweckt, als wenn der Bewerber nur bestimmte Prinzipien beherzigen müsste, um den gewünschten Job in jedem Fall zu bekommen – professionelles Bewerbungsfoto, teure Mappe, ansprechendes Äußeres usw. Dennoch bekommen viele Bewerber Absagen, obwohl sie vordergründig alles richtig gemacht haben.

Dass sich viele Fehler in der schriftlichen Bewerbung, der Versand unsauberer Unterlagen oder übermäßige Arroganz im Vorstellungsgespräch nicht gut machen, versteht sich von selbst, wobei die Beurteilung des Bewerbers bzw. seiner Unterlagen natürlich auch der Gegenseite, also dem Personaler, obliegt.

Bewerber berichten oft, dass sie von zwei unterschiedlichen Personalern komplett unterschiedlich beurteilt wurden – während der erste Personaler den Bewerber als zu selbstbewusst und überqualifiziert für die Stelle einstufte, qualifizierte der zweite Personaler den Bewerber kurz und bündig als zu schüchtern und nicht ausreichend berufserfahren in diesem Bereich ab.

An diesem scheinbar extremen Beispiel zeigt sich, dass Sie als Bewerber es nicht jedem Menschen Recht machen können – wobei solche Verläufe von Bewerbungsprozessen natürlich auf Dauer frustrierend für den Kandidaten sind.

Die unterschiedliche Beurteilung von Bewerbungen und Bewerbern durch Personaler

Auch in Personalabteilungen sitzen Menschen mit individuellen Vorlieben und Eigenschaften, sodass die Ergebnisse von Vorstellungsgesprächen auf den jeweiligen Bewerber oft sehr widersprüchlich wirken. Vielfach wird bei Bewerbern der Eindruck erweckt, als wenn sie es nur falsch machen können:

Verlangen Sie ein angemessenes Gehalt, ist das dem Unternehmen zu teuer und Sie wirken möglicherweise überheblich, geben Sie einen unterdurchschnittlichen Gehaltswunsch an, verfügen Sie nicht über genügend Selbstbewusstsein und kennen Ihren Marktwert nicht.

  • Sind Sie unter 30, haben Sie noch nicht genügend (Lebens-)Erfahrung, sind Sie über 30, sind Sie bereits zu alt für den Job.
  • Hatten Sie mehrere Stellen von maximal 18 Monaten Dauer, werden Sie leicht als Jobhopper angesehen, der es nirgendwo lange aushält – auch wenn die Gründe für die kurzfristigen Arbeitsverhältnisse Ihnen gar nicht anzulasten sind, z. B. weil es sich um mehrere projektbezogen befristete Arbeitsverträge gehandelt hat – sind Sie länger als fünf oder zehn Jahre im gleichen Unternehmen gewesen, sind Sie geistig unflexibel.
  • Sind Sie von der Natur nicht mit einem überdurchschnittlichen Äußeren gesegnet worden, sind Sie unscheinbar und wirken möglicherweise nicht überzeugend auf Geschäftspartner, sehen Sie überdurchschnittlich gut aus, werden Sie nur auf Ihr Äußeres reduziert und können angeblich keine qualifizierte Arbeit leisten, nach dem Motto „schöne Menschen sind meist schön dumm“.

Die Liste solcher sehr konträren Beispiele ließe sich noch fortsetzen.

Der Umgang mit solch widersprüchlichen Situationen im Bewerbungsprozess

Sie können es nicht jedem Recht machen – was der Eine an Ihnen schätzt, lehnt der Andere möglicherweise ab. Deshalb: Bleiben Sie Sie selbst und versuchen Sie nicht, es allen recht zu machen. Schließlich möchten Sie aufgrund Ihrer Qualifikation und Persönlichkeit eingestellt und geschätzt werden und nicht für ihre Fähigkeit, sich bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen, um jedem zu gefallen.

Es ist verständlich, dass Sie sich als Bewerber ärgern, wenn Sie mehrfach in Bewerbungsprozessen in Situationen waren wie den oben genannten, aber wenn vermeintliche Makel den Arbeitgeber daran hindern, Sie einzustellen, sollten Sie letzten Endes auch froh sein, die Stelle dort nicht bekommen zu haben. Eine neue Arbeitsstelle nützt Ihnen nichts, wenn Sie sich jeden Morgen nur dort lustlos und frustriert hin quälen anstatt das Gefühl zu haben, für Ihre Leistungen geschätzt und anerkannt zu werden.

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