Bewerbungen: Arbeitnehmer 50 plus

Obwohl Arbeitnehmer, die mindestens 50 Jahre und älter sind, über sehr viel Berufs- und Lebenserfahrung verfügen, haben sie es oft schwer, in diesem Alter eine neue Stelle zu finden. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

In der Bundesrepublik ist das Gehaltsgefüge in der Regel an Berufserfahrung und Lebensalter gekoppelt, sodass manche Chefs davon ausgehen, dass Arbeitnehmer über 50 ein so hohes Gehalt fordern, das weder angemessen, noch für die Firma bezahlbar ist. Dieses pauschale Vorurteil existiert nach wie vor immer noch in den Köpfen vieler Arbeitgeber, dabei wäre es ein Leichtes, es im persönlichen Gespräch mit einem älteren Bewerber zu revidieren.

Viele ältere Arbeitnehmer, die mit Ende Vierzig oder Anfang Fünfzig nach langer Zugehörigkeit zu ihrem Unternehmen plötzlich aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen ihren Job verlieren und die gezwungen sind, noch eine neue Anstellung zu finden, nehmen deshalb vielfach den nachfolgend genannten Satz in ihren Anschreiben auf – sofern in der Ausschreibung nach den Gehaltsvorstellungen gefragt wird: "Meine Gehaltsvorstellungen würde ich gerne unter Berücksichtigung der Tarifstruktur Ihres Unternehmens in einem gemeinsamen Gespräch mit Ihnen erörtern."

Dies zeigt, dass der Bewerber nicht um jeden Preis auf übertariflichen, sehr hohen Gehaltsforderungen besteht, sondern zu gewissen Zugeständnissen bereit ist.

Bewerbungen von Arbeitnehmern 50 plus: Gesundheitliche Probleme
Ähnlich wie das Vorurteil bezüglich zu hoher Gehaltsvorstellungen von älteren Arbeitnehmern hält sich auch hartnäckig das Vorurteil, dass Arbeitnehmer über 50 häufiger krank sind, als ihre jüngeren Kollegen, wobei dies selbstverständlich nicht so pauschal beurteilt werden kann. Auch junge Menschen können an einer chronischen Krankheit leiden, die zumindest gelegentlich für eine Krankschreibung verantwortlich ist, und wiederum gibt es ältere Arbeitnehmer, die trotzdem noch fit wie ein Turnschuh sind und äußerst selten krank sind.

Selbstverständlich gibt es das Phänomen, dass manche Angestellte sich ausgerechnet dann überraschenderweise einen Krankenschein nehmen, wenn Überstunden zu erwarten sind und/oder es zu Konflikten mit Vorgesetzten gekommen ist. Diese Form von "legaler Arbeitsverweigerung" ist jedoch in allen Altersgruppen zu beobachten und nicht typisch für ältere Angestellte.

Hierzu sollen selbstverständlich keine Angaben im Anschreiben gemacht werden, denn Selbstverständlichkeiten gehören ebenso wenig in die Bewerbung (regelmäßiges Erscheinen am Arbeitsplatz) wie Sachverhalte, die besser im Vorstellungsgespräch erörtert werden können (z. B. Vorerkrankungen) oder Schwüre und Treuebekundungen ("Ich versichere Ihnen, ich werde mein Bestes geben!", "Sie werden meine Einstellung nicht bereuen!" und ähnliches.)

Bewerbungen von Arbeitnehmern 50 plus: Die Altersstruktur eines Unternehmens
In manchen Wirtschaftszweigen, wie etwa Werbung und Marketing, werden schon Arbeitnehmer jenseits der Dreißig fast als zu alt für ihre Berufe als Grafik-Designer, Werbetexter usw. empfunden, aber auch in anderen Branchen machen sich viele Vorgesetzte Sorgen, dass ein älterer Arbeitnehmer nicht mehr so recht ins Gefüge eines Teams passt, bei dem die Teammitglieder zwischen 25 und 40 Jahre alt sind.

Hierbei wird häufig übersehen, dass jüngere Kollegen von der Erfahrung und Routine älterer Arbeitnehmer profitieren können und dass Innovationsfähigkeit, Aufgeschlossenheit, Kreativität u. ä. nichts mit dem Lebensalter zu tun haben. Manche Menschen bleiben bis ins hohe Alter geistig beweglich, äußerlich modern und sind Neuem gegenüber stets aufgeschlossen, andere wiederum wirken trotz ihres eher jungen Alters von der Einstellung und ihrem äußeren Erscheinungsbild schon so altbacken, wie die Brötchen von vorgestern.

Im Anschreiben geht es bei Arbeitnehmern über 50 hauptsächlich darum, unter Beweis zu stellen, dass sie beispielsweise mit den modernen EDV-Programmen (MS Office, ggf. Lotus Notes und SAP) ebenso vertraut sind wie mit den modernen Kommunikationsmöglichkeiten (E-Mail, Internet). Besonders günstig ist es, wenn dies noch durch Arbeitszeugnisse oder Zertifikate belegt werden kann.

Auch der Stil spielt eine entscheidende Rolle. Formulierungen wie "Gestatten Sie, dass ich mich kurz vorstelle?" direkt nach der Anrede oder "hiermit bewerbe ich mich" sind nicht mehr zeitgemäß. Auch "Mischformen" in der Anrede wie etwa "Sehr geehrte, liebe Frau Müller!" oder "Hoch verehrtes Fräulein Meyer" wirken viel zu altbacken.