Trendreport Schnellgastronomie: Erfolgreich mit Currywurst und Champagner

Fritten und Co. gibt es an jeder Straßenecke. Das Bild der Imbisse hat sich dabei in den letzten Jahrzehnten kaum geändert. Doch jetzt kommt endlich Schwung in die Branche. Der neueste Gastro-Trend in unserem Land geht hin zur Nobel-Frittenbude.
Herbert Grönemeyer hat es in seinem zweiten Album „Total egal“ auf den Punkt gebracht: „Gehse inne Stadt. Wat macht dich da satt? Ne Currywurst.“ Stimmt. Fast Food ist in. In Deutschland gibt es über 40.000 Imbissbetriebe. Fakt ist: Die Deutschen lieben Currywurst. Jedes Jahr werden bei uns rund 800 Millionen Currywürste verspeist. Doch der Markt ist längst nicht „gesättigt“. In den letzten Jahren entstanden immer mehr Edel-Pommesbuden. Nach dem Motto: Pommes rot-weiß, Schampus und schickes Design statt Bratwurstgestank und billiger Plastik-Essstäbchen.

Ein Beispiel für den neuen Trend:
Bislang gab es am Bonner Marktplatz für eilige Besucher nur wenige Möglichkeiten, ihren Hunger zu stillen. Wer nicht auf Fast Food von McDonald’s steht, hatte schon fast verloren. Am Rande des Platzes – zwischen Fisch- und Gemüseständen – gibt es zwar noch eine zweirädrige, fahrbare Imbissbude. Sie wirkt allerdings nicht gerade einladend. Doch dieses traurige Bild ist längst Geschichte.

Seit August 2003 ist Leben in die Gastro-Szene der ehemaligen Hauptstadt gekommen. Da eröffneten die Kölner Pommes-Experten von 3Frits eine Filiale in Bonn. Ihr Konzept: Weg vom Pommesbuden-Image hin zur Trend-Gastronomie. Bei 3Frits können beispielsweise Fritten nach Gutsherrenart aus frischen Landkartoffeln (1,90 Euro) mit Tatar (Saucen zwischen 25 und 50 Cent) oder eine einfache Bratwurst (2,10 Euro) bestellt werden. Dazu trinkt der Gast dann nicht Cola oder Fanta, sondern einen Ziegler Obstbrand (5 Euro), einen Grauburgunder (3,80 Euro) oder ein Glas Rotwein (4,50 Euro).

Werbung: Mundpropaganda durch zufriedene Kunden.
Die Kunden sind von dem neuen Angebot begeistert. Verbraucherportal ciao.com beschreibt ein Gast die Kölner 3Frits-Zentrale: „Das 3Frits besticht durch klassische wie zeitlose Architektur aus Beton, Stahl, Holz und auffällig mintgrünem Leder auf allen Sitzgelegenheiten. Umgeben von einer durchlaufenden Glasfront zu den beiden Straßenseiten befindet sich auf schätzungsweise 40 qm eine offene Theke mit der obligatorischen Frittenküche dahinter. Im vorderen Teil sind acht Tische aus Stahl und Beton, für vier oder aber acht Personen, in bequemer Sitz-Steh-Position angeordnet.“

Edel: Das Essbesteck ist vom Designer
Besucher von 3Frits merken gleich: Beim Thema Design wird auf Details Wert gelegt. Kleines Beispiel: Das Essbesteck bei 3Frits sieht aus wie aus Beständen der ehemaligen
DDR-Volksarmee. Ist es aber nicht. Die silbernen Gabeln aus Edelstahl stammen von dem Münchner Designer Konstantin Grcic. Der Clou: Er hat ein Motiv für die Vorderseite entworfen, das nach dem Zufallsprinzip mit einem Laser eingraviert wird. So wird jedes Besteck zum Unikat. Und: Im Gegensatz zu herkömmlichen Imbissbuden bekommt der Kunde bei 3Frits seine Bestellungen von stets freundlichem Personal am Tisch serviert. Auf weißen Porzellantellern oder in trendigen Metallbechern.

Edle Fritten gibt es von Hamburg bis München
München,
Hamburg, Berlin. Die Geschäftsidee-Redaktion hat sich in der
Gastro-Branche umgesehen und noch weitere Beispiele für diesen
ungewöhnlichen, aber erfolgreichen Trend gefunden.

1. München: das Worker’s Deli
Die
normale Bratwurst kostet bei Worker’s Deli in München 2,60 Euro.
Ungewöhnlich: In der bayerischen Hauptstadt serviert das Deli auch
rheinischen Kartoffelsalat (1,80 Euro). Dazu gibt es beispielsweise
Champagner (21 Euro) oder Prosecco (14 Euro). Das Worker’s Deli wurde
im Juli 2003 von Evi Mühldorfer gegründet. In der Metropole von
Sauerkraut und Schweinsbraten kommt das Angebot gut an. Wieder im
Vordergrund: dasDesign. Ein Münchner Szene-Magazin schreibt: „Jung,
entspannt, sympathisch – so lässt sich das Ambiente dieses
sympathischen Ladens beschreiben.“

2. Berlin: Fries and Friends und der Frittiersalon
Bei
Fries and Friends trinkt man Bacardi-Cola zu Currywurst mit Pommes.
Serviert wird auf mit Minze dekorierten Tellern im China-Look. Optisch
ist diesesRestaurant im 70er-Jahre-Stil dekoriert. Konkurrenz für die
Betreiber Robert Kreenke und Arshiya Shamoradi gibt es ausgerechnet in
der eigenen Stadt.Vor wenigen Wochen eröffneten hier Catherine Schmider
und Frank Bornemann den Frittiersalon. Das Besondere: Die Kartoffeln
für die Pommes stammen aus Bio-Anbau, der Ketchup wird selbst gemacht.
Zur Optik: rosa Wände, gläserne Theke und überall Blumen.

3. Hamburg: Darling Harbour
Seit
zwei Jahren gibt es auch in Hamburg eine edle Location für Currywurst
und Co. Im Darling Harbour muss der Besucher für die beliebte Speise
tief in die Tasche greifen. Currywurst mit Pommes kostet hier stolze 9
Euro. Dafür sind die Fritten dann aber auch handgeschnitten. Das
Darling Harbour hat 40 Sitz- und 20 Stehplätze. Dazu kommen noch
weitere 60 Sitzplätze im Freien. Mit Pommesbuden hat diese Form der
Gastronomie nichts mehr zu tun. Der kulinarische Wegweiser Gault Millau
schreibt regelmäßig positiv über die
Hamburger: „Unsere Prognose,
hier könne sich ein Lieblingsrestaurant der Hamburger entwickeln,
scheint aufzugehen: Nicht selten ist das Lokal
ausgebucht.“

Fazit:
Edle Pommesbuden liegen voll im Trend. Trotz aller Unterschiede haben
die von uns vorgestellten Restaurants eine Gemeinsamkeit: Alle bieten
die klassischen Gerichte wie Currywurst und Pommes in exklusiverem und
trendigem Ambiente. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Von 3Frits und dem
Curry gibt es bereits Filialen. Das Worker’s Deli plant, in den
nächsten zwei Jahren vier Filialen in München zu eröffnen.