Liquidität: So sichern Sie dauerhaft Ihre Zahlungsfähigkeit

Diese betriebswirtschaftliche Regel sollten Sie immer beherzigen: Ihr erstes Ziel als Selbstständiger muss es sein, immer alle Ihre Rechnungen bezahlen zu können. „Das ist doch selbstverständlich", werden Sie jetzt wahrscheinlich sagen. Doch fehlende Liquidität bedeutet sogar für Unternehmen mit guter Auftragslage regelmäßig das Aus.

Denn: Große Aufträge bringen zwar Geld – aber häufig erst nach Wochen oder Monaten. In der Zwischenzeit müssen laufende Kosten, etwa für Material und Mieten, getragen werden. Die Rechnungssteller wollen ihr Geld sofort sehen, nicht erst in ein paar Monaten. Und meist stehen auch andere Zahlungsverpflichtungen an, z.B. müssen Steuern bezahlt oder Schulden getilgt werden. Behalten Sie Ihre Liquidität also immer im Auge.

Liquidität ist planbar
Damit Sie nicht in diese Liquiditätsfalle tappen, sollten Sie sich mit einer Liquiditätsplanung schützen. Damit stellen Sie für mindestens ein Jahr Monat für Monat zusammen, zu welchem Zeitpunkt welche Ein- und Auszahlungen in Ihrem Betrieb anfallen. So erkennen Sie rechtzeitig, ob und wann das verfügbare Geld knapp wird – und können entsprechend Vorsorge treffen.

Schritt 1: Wie viele flüssige Mittel haben Sie zum Jahresbeginn?
Beginnen Sie mit einem Kassensturz: Wie viel Geld haben Sie in Ihrer Kasse und auf Ihrem Bankkonto? Den Betrag geben Sie in eine Excel-Tabelle unter „A, Liquide Mittel" ein.

Schritt 2: Listen Sie die geplanten Einnahmen auf
Planen Sie für jeden Monat Ihre voraussichtlichen Einnahmen. Den größten Teil werden Ihre Umsätze ausmachen. Um deren Höhe zu ermitteln, schätzen Sie, wie viele Produkte, Leistungen oder Stunden Sie zu welchem Preis pro Jahr verkaufen können. Multiplizieren Sie Mengen und Preise, erhalten Sie den Planumsatz des kommenden Jahres.

Oder Sie übernehmen den Umsatz aus dem Vorjahr und erhöhen ihn z.B. um einen Inflationsausgleich – zurzeit etwa 2 bis 2,5 %. Erwarten Sie weniger Umsatz – etwa weil ein Großauftrag entfällt – oder mehr Umsatz, passen Sie Ihre Planung entsprechend an.

Den Jahresumsatz verteilen Sie auf die einzelnen Monate. Im einfachsten Fall dividieren Sie den Wert durch 12. Beachten Sie: Schwanken die Umsätze in Ihrer Branche, etwa weil Sie Saisonartikel anbieten (Karneval, Silvester, Sommer) oder weil Sie teilweise vom Wetter abhängig sind (Bau, Getränke, Gastronomie), sollten Sie dies bei der Verteilung berücksichtigen.

Neben den Umsätzen gibt es fast immer weitere Einzahlungen, z.B. Zinsen oder Erlöse aus dem Verkauf von Vermögen. Auch Darlehen, die Sie aufnehmen, gehören dazu – damit bezahlen Sie schließlich auch Rechnungen.

Schritt 3: Stellen Sie Ihre geplanten Ausgaben zusammen
Bei den Ausgaben stehen die regelmäßig wiederkehrenden Kosten an erster Stelle, z.B. Gehälter, Sozialabgaben, Mieten, Energiekosten, Darlehenszinsen, Werbung, Steuern etc. Stellen Sie eine Liste aller Kosten zusammen, die bei Ihnen regelmäßig anfallen. Die wichtigsten Posten finden Sie in Ihren Eingangsrechnungen und Ihren Kontoauszügen aus dem Vorjahr.

Dazu kommen einmalige oder unregelmäßige Ausgaben, z.B. für Investitionen, Privatentnahmen, Sponsoring. Die Auszahlungen planen Sie entsprechend ihrer voraussichtlichen Entstehung für jeden Monat.

Schritt 4: Decken die Einnahmen die Ausgaben?
Ziehen Sie von den monatlichen Einnahmen die Ausgaben ab. Im Idealfall verbleibt ein Einnahmenüberschuss (Überdeckung). Wenn in einzelnen Monaten die Ausgaben die Einnahmen übersteigen (Unterdeckung), muss Sie das jedoch noch nicht beunruhigen. Wichtig ist dann, dass Sie noch genügend „Reserven" haben (z.B. Bank- oder Kassenguthaben, Kontokorrentkredit), mit denen Sie Ihre Rechnungen bezahlen können.

Zu den einzelnen Monatssalden addieren Sie in einer separaten Zeile die Salden der Vormonate. So erhalten Sie den kumulierten Saldo. Dieser ist gleichzeitig der Kassenbestand des Folgemonats. Kumulierte Über-/Unterdeckung plus die Ihnen gewährte Kreditlinie ergeben Ihre Liquidität, die Ihnen am Ende eines Monats zur Verfügung steht.

Die verfügbare Liquidität muss immer positiv sein! Ergibt Ihre Planung einen negativen Betrag, müssen Sie so früh wie möglich Gegenmaßnahmen einleiten.

Experten-Tipp
Jörgen Erichsen, Unternehmensberater, IKR GmbH, Leverkusen: „Sehen Sie bei Ihren  Planungen einen Sicherheitsabschlag vor. Setzen Sie die Einnahmen z.B. 2 bis 5 % niedriger an, als Sie tatsächlich annehmen, die schwer abzuschätzenden Ausgaben wie Materialkosten leicht höher, z. B. ebenfalls 2 bis 5 %. So können Sie auch finanzielle Rückschläge verkraften, ohne dass gleich eine Liquiditätslücke droht."