Die Tricks der „alten Hasen“: DOS-Eingabeaufforderung unter Windows

In einer weit zurückliegenden Zeit, als Twix noch Raider hieß und mit DM bezahlt wurde, da wurden Computer mit Befehlszeilen gesteuert. Das bekannteste dieser Betriebssysteme und der langjährige Unterbau von Windows war DOS. Tatsächlich bringen alle Windows-Versionen einschließlich Windows 8 bis heute ein Fenster mit einer Eingabeaufforderung mit, das wie das "gute alte" DOS zu bedienen ist.

Kompaktwissen: Ja was ist DOS denn?

Es handelt sich bei DOS (Disk Operating System, dt. = "Plattenbetriebssystem") um das erste Betriebssystem, das auf IBM-kompatiblen Personalcomputern in großer Verbreitung einsetzt wurde. Trotz der Einführung der Windows-Bedienoberfläche hatten noch alle Windows-Versionen bis einschließlich Windows Me (Millennium) einen "echten" DOS-Kern. Typisch für die Bedienung von DOS ist die Steuerung per Befehlseingabe über die Tastatur.

Die Frage ist: Machen Kenntnisse um die Eingabeaufforderung heute noch einen Sinn, wo es doch mit Maus, Touch- und Sprachsteuerung klare Trends für die Art der Bedienung von Rechnern in der Zukunft gibt? Tatsache ist: Bis heute gibt es einzelne Arbeitsschritte, die sich, einige Routine beim Eintippen vorausgesetzt, an der Eingabeaufforderung schneller als an der bunten Windows-Oberfläche durchführen lassen. Als Beispiel hierfür sei der Befehl ROBOCOPY erwähnt, der im Folgenden noch näher erläutert wird.

Auch diverse verblüffende Effekte sind mit Kenntnissen der Eingabeaufforderung möglich, teils helfen sie sogar beispielsweise bei der Entfernung von Schadsoftware. Zudem helfen fortgeschrittenen PC-Anwendern auch die Kenntnisse der Eingabe-Syntax bei diversen anderen PC-Tätigkeiten rund um das Programmieren.

Zurück in die Vergangenheit: So starten Sie die DOS-Eingabeaufforderung unter Windows

Aus historischen und den Gründen der Windows-Entwicklung gibt es nicht nur unterschiedliche Arten, die Eingabeaufforderung zu starten, es gibt sogar zwei DOS-Kommandointerpreter. Dies sind die unterschiedlichen Start- und Aufrufmöglichkeiten:

  1. Bei den alten 32-Bit-Windows-Versionen war es möglich, über den Start-Button und den Ausführen-Befehl die Datei "command.com" (den alten Kommandozeileninterpreter) aufzurufen. Bei COMMAND.COM handelt es sich um einen Kommandozeilen-Interpreter aus der 16-Bit-Zeit. Beim Aufruf wird von Vista automatisch eine virtuelle DOS-Maschine (NTVDM.EXE, "NT Virtual Device Machine") erzeugt. Dieser Interpreter ist nützlich, wenn zum Beispiel aus Kompatibilitätsgründen 16-Bit-Programme im DOS-Fenster ausgeführt werden sollen oder eine hundertprozentige Kompatibilität für ältere Batch-Dateien benötigt wird.
  2. Bei den 64-Bit-Windows-Versionen existiert dieser alte Kommandointerpreter nicht mehr. Alternativ können Sie CMD.EXE starten, das ist der aktuelle Kommandozeilen-Interpreter in 32-Bit-Technik, der eine Eingabealternative zur grafischen Windows-Oberfläche darstellt. Er unterstützt lange Dateinamen, den Zugriff auf die Registry, bietet eine deutliche Befehlserweiterung und deutlich mehr Komfort als command.com. Tests zeigten, dass sich beim Ausführen von DOS-Programmen oder Routinen unter Vista je nach Kommando-Interpreter Unterschiede ergeben können. Manche Programme laufen mit COMMAND, andere besser mit CMD, hier ist Ausprobieren angesagt.
  1. Bei allen Windows-Versionen finden Sie die Eingabeaufforderung über "Start / Alle Programme / Zubehör". Dabei startet Windows die Eingabeaufforderung in einem typischen Windows-Fenster. Aktiv ist in dem Augenblick das Bootlaufwerk (meist C:) und die Eingabeaufforderung (Prompt) zeigt Ihnen den aktiven Pfad des angemeldeten Benutzers.
  2. Bei Windows 8 nutzen Sie die Tastenkombination [Win-Logo] [X], dann links im Auswahlmenü „Eingabeaufforderung“ oder "Eingabeaufforderung (Administrator)".

Um ein Fenster mit der DOS-Eingabeaufforderung zu schließen, benutzen Sie das Schließfeld des Fensters oder tippen den Befehl "EXIT [Eingabetaste]" ein. Hinweis: Schreiben Sie an der Eingabeaufforderung einfach alles klein, das ist immer richtig.

Verwechselungsgefahr mit DOSBox: Großangebot kultiger und kostenloser DOS-Spiele

Die Windows-Eingabeaufforderung wird häufig auch als "DOS-Box" bezeichnet, ganz gleich, ob im Fenster- oder bei Vollbilddarstellung. Das ist begrifflich, insbesondere historisch, auch völlig korrekt. Allerdings gibt es ein freies Projekt "DOSBox", das sich von der Windows-Eingabeaufforderung völlig unterscheidet. Wer DOS-Programme, speziell Spiele, auch unter Windows laufen lassen möchte, kann dies mit dem "DOSBox"-Programm tun.

Es handelt sich bei DOSBox um einen freien x86-Emulator, der das Betriebssystem DOS und die in dessen Ära gebräuchliche PC-Hardware nachbildet. Weitere Infos und den kostenlosen Download erreichen Sie hier. Eine große Sammlung kostenloser und kultiger DOS-Spiele finden Sie hier.

Fenstersteuerung der Eingabeaufforderung auf Vollbild

Windows startet die Eingabeaufforderung in einem Windows-Fenster mit den gewohnten Steuersymbolen. Wer jedoch ein echtes DOS-Vollbild-Feeling erzeugen will, ist enttäuscht, denn das Fenster lässt sich nur beschränkt in der Größe verändern. Damit das Fenster wie gewohnt frei steuerbar ist, tippen Sie am Prompt "wmic [Eingabetaste]" ein Windows Management (wmic = Instrumentation Command-line utility).

Klicken Sie mit der rechten Maustaste in die Titelzeile des Fensters und wählen im Kontextmenü "Eigenschaften/Optionen". Setzen Sie bei "Bearbeitungsoptionen" ein Häkchen bei "QuickEdit-Modus" und bestätigen mit "OK". Windows merkt sich nun Ihre gewünschte Fenstersteuerung, auch wenn Sie mit "exit" wmic wieder schließen und zurück zum DOS-Prompt steuern.

Hilfe anzeigen

Wer den Erstkontakt mit einer Kommandozeile hat, ist über Hilfen aller Art erfreut. DOS bringt sogar eine Hilfe mit Zweifachfunktion mit:

Zuerst einmal gibt es eine generelle Hilfe in Form des Überblicks über alle Befehle. Dazu tippen Sie "help [Eingabetaste]" ein.

Sie können aber auch direkt zu einem bestimmten Befehl Hilfe anfordern, um sich die genauen Befehlsparameter (Schalter) und die Syntax anzeigen zu lassen. Dazu geben Sie help gefolgt vom betreffenden Befehl ein, beispielsweise "help dir [Eingabetaste]", alternativ "dir /? [Eingabetaste]".

Tipp: Microsoft hat seinerzeit eine Kommandozeilen-Referenz zu Windows XP veröffentlicht, die Sie an diesem Link finden.

Darstellung des Fensters der Eingabeaufforderung anpassen

Alle Fenster der Eingabeaufforderung haben eine Besonderheit: Wenn Sie mit der rechten Maustaste in die Titelzeile des Fensters klicken, erscheint ein Kontextmenü, mit dem Sie die Cursorgröße, Schriftart, Layout und Farben einstellen können.

Besonderheit: Die Anpassung der Darstellung wird nur für das jeweils aktuelle Fenster vorgenommen und kann sich bei mehreren geöffneten Fenstern ganz nach Wunsch unterscheiden. Allerdings merkt sich Windows die letzte Einstellung und ein neu geöffnetes Fenster der Eingabeaufforderung bekommt automatisch und von Anfang an genau diese Darstellung.

Texte aus Windows ins DOS-Fenster importieren

Am DOS-Prompt die langen Dateinamen der neueren Windows-Versionen einzugeben, ist nicht nur sehr mühselig und zeitraubend, es schleichen sich wegen der Leerzeichen auch schnell Fehler ein. Für die Befehle mit Verzeichnis- und Dateioperationen (md, cd, rd, copy, xcopy, ren, del) gibt es aber einen Trick:

Wenn Sie ein Dateisymbol mit der linken Maustaste vom Desktop in die Befehlszeile des geöffneten Fensters der Eingabeaufforderung ziehen, wird automatisch der Pfad und der lange Dateiname an der Cursorposition eingesetzt und syntaktisch korrekt in Einführungsstriche eingefasst. Das funktioniert mit Dateien, Anwendungen und Verknüpfungen.

Mit Robocopy robustes Dateikopieren für Windows

Seit Windows Vista beinhaltet Windows das Tool "Robocopy", das wegen der fehlenden grafischen Oberfläche eher zu den Profi-Tools zählt. Robocopy ist ein Kopier- und Replikationstool, mit dem Sie Verzeichnisse kopieren oder synchronisieren können. Insbesondere bei größeren Datenmengen gibt es kein anderes Tool, das so schnell arbeitet und "robust" funktioniert.

Nach dem Aufruf der Eingabeaufforderung zeigt Ihnen das Tool durch die Eingabe von "robocopy [Eingabetaste]" die grundlegenden Syntaxinformationen des Befehls an. Die Nutzung von robocopy ist prinzipiell einfach, es ist nur Quell- und Zielverzeichnis zu beschreiben. Beides können sowohl lokale wie auch Netzwerk-Ressourcen sein. Beispiel: "robocopy d:daten f:ackup [Eingabetaste]".

Tricks mit dem Kommandointerpreter

Speziell der Kommandointerpreter selbst (Dateiname cmd.exe) bietet ein Füllhorn an Tricks. Das zeigt dieses kleine Beispiel, mit dem Sie eine Verknüpfung zu einem bestimmten Start-Ordner für das Fenster Eingabeaufforderung anlegen:

  1. Legen Sie eine Desktop-Verknüpfung an, indem Sie mit der rechten Maustaste auf eine freie Stelle auf dem Desktop klicken und "Neu/Verknüpfung" wählen.
  2. Bei "Geben Sie den Speicherort des Elements ein" tippen Sie ein: "cmd /k cd [Eingabetaste]" und klicken auf "Weiter".
  3. Im nächsten Schritt können Sie die Verknüpfung nach Wahl benennen oder einfach auf "Fertig stellen" klicken.

Erläuterung: Der Schalter "/k" bedeutet, dass ein folgender Befehl ausgeführt werden soll, wobei das Fenster danach weiterhin angezeigt wird. "cd " steht für "change directory" (dt. wechsele das Verzeichnis) und das Ziel dieses Wechsels ist das Hauptverzeichnis, das mit dem Rückwärtsschrägstrich (Backslash) bedeutet wird.

Tipp: Lassen Sie sich die ausführliche Befehlsreferenz zu cmd anzeigen, indem Sie "help cmd [Eingabetaste]" eingeben.

Weitere experto.de-Artikel zu Betriebssystemen und Computer