Das neue Bootmenü von Windows 8: Wie Sie die Bootreihenfolge ändern

Installieren Sie Windows 8 zusätzlich zum vorhandenen Windows Vista oder 7, wird das neue, grafische Bootmenü installiert. Es ist für den Touchscreen optimiert, doch das ist nur die Oberfläche. Welche funktionalen Änderungen das Bootmenü hat, wie Sie die integrierten Reparaturfunktionen nutzen und die Bootreihenfolge mit EasyBCD ändern, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was sich am Bootmenü mit Windows 8 ändert

Die erste Änderung am Bootmenü von Windows 8 fällt sofort auf. Das Bootmenü ist nun grafisch und hat die Metro-Optik. Unter der Überschrift „Betriebssystem auswählen“ finden Sie jeweils einer Kachel (Tile) für die auswählbaren Betriebssysteme.

Der Wechsel fällt hier mit einem Touchscreen besonders leicht, gelingt aber auch per Mausklick problemlos. Nach der eingestellten Wartezeit wird automatisch das Standard-Windows geladen, hier hat sich also gegenüber Windows 7 nicht geändert.

Es gibt jedoch eine ganz wichtige Änderung beim Bootmenü von Windows 8, die den immer noch rund 40 Prozent Anwendern mit Windows XP gar nicht passen wird: Windows 8 berücksichtigt beim Bootmenü lediglich Windows Vista, Windows 7 und Windows 8.

Windows 8 berücksichtigt Windows XP und Linux nicht

Haben Sie noch Windows XP auf Ihrem Rechner, bleibt das ebenso unberücksichtigt wie ein etwaiges Android oder Linux. Sie müssen also zum Wechsel auf ein nicht unterstütztes Betriebssystem jedes Mal die Bootreihenfolge im BIOS ändern oder einen anderen Boot-Manager verwenden.

Die Begründung von Microsoft dafür ist der Secure Boot, also das sichere Booten. Nicht von Microsoft dafür zertifizierte Betriebssysteme werden nicht geladen – und Windows XP wird nicht mehr supportet, die Android- und Linux-Konkurrenz wohl kaum zertifiziert.

Der neue Ablauf beim Booten mit dem Bootmanager von Windows 8

Das ist nicht die einzige Schwierigkeit, der Sie beim Bootmenü von Windows 8 begegnen, denn die Funktionsweise des Boot-Managers hat sich gegenüber Windows 7 vollkommen geändert.

In Windows 7 erfolgt nach dem Einschalten des PCs der BIOS POST, dann wird durch den Bootloader das textbasierte Auswahlmenü des Bootmanagers geladen. Nachdem die Wartezeit verstrichen ist oder Sie eine Wahl getroffen haben, wird das gewählte Betriebssystem direkt gebootet.

Die ersten Schritte sind bei Windows 8 genauso, denn auch hier wird der BIOS POST oder der von UEFI bei neueren Rechnern ausgeführt und dann über den Bootloader das Auswahlmenü geladen. Dafür gäbe es auch technisch keine Alternative, sofern der Rechner nicht eine spezielle Firmware erhält, also ein angepasstes UEFI (was bei Netbooks und Tablets mit Windows 8 durchaus denkbar ist).

Der Unterschied des Bootmenüs von Windows 8 zu Windows 7 kommt nach dem Ablauf der Wartezeit oder Ihrer Auswahl, denn jetzt erfolgt abhängig von Ihrer Auswahl ein erneuter Reboot und der Bootloader lädt das ausgewählte Betriebssystem. Dabei wird das Auswahlmenü logischerweise ausgelassen.

Trotz der Zusatzschritte des erneuten Bootens und Bootloaders ist das Booten jedoch keinesfalls langsamer als bei Windows 7. Die neu hinzugekommenen Schritte sind wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen erforderlich, um das zu bootende Betriebssystem im Sinne des Secure Boot zu prüfen. Zudem ist das neue Bootmenü ein Mini-Betriebssystem und nicht mehr ein schlichtes Auswahlmenü.

Die integrierten Reparaturoptionen im Bootmanager von Windows 8

Dies zeigt sich schon daran, dass Sie im Bootmenü mit der Option „Standardeinstellungen ändern oder andere Optionen auswählen“ zu den neuen Reparaturfunktionen von Windows 8 gelangen.

Für solche Reparaturen benötigen Sie bei Windows Vista noch die Setup-DVD, die ebenso wie die Setup-DVD von Windows 7 auf dem Mini-Windows WinPE basiert.

Im Unterschied zu Windows Vista wird das WinPE bei Windows 7 jedoch bei der Installation auch auf die Festplatte kopiert und von da automatisch aufgerufen, wenn Windows 7 einen Reparaturbedarf erkennt.

Windows 8 geht nun mit der Integration der Reparaturfunktionen in das Bootmenü noch einen Schritt weiter und bootet vermutlich mit einem weiter entwickelten WinPE direkt in das Auswahlmenü.

Diese praktische Reparaturfunktion hat aber wie auch bei Windows Vista und 7 ihre Grenzen. Wird der Bootloader beschädigt oder ist die Festplatte/SSD defekt, hilft das installierte WinPE mit den Reparaturfunktionen nicht weiter und Sie brauchen nach wie vor die Setup-DVD.

Wie Sie das Bootmenü von Windows 8 mit EasyBCD ändern

Zum Ändern des Bootmenüs hat Microsoft den Befehl bcdedit vorgesehen. Geben Sie an der Eingabeaufforderung bcdedit /? ein, dann wird Ihnen die Syntax angezeigt. Es geht aber mit einem Tool auch komfortabler.

EasyBCD hat sich seit Windows Vista mit seiner grafischen Oberfläche und einfachen Bedienung für Änderungen am Bootmenü bewährt. Windows 8 jedoch erkennt Änderungen am Bootloader und kehrt dann zum alten, textbasierten Bootmenü von Windows 7 zurück.

Laut dem Hersteller von EasyBCD lässt sich daran wohl nichts ändern. Windows 8 unterstützt das Ändern des Bootmenüs nicht mehr in der Form wie früher. EasyBCD funktioniert jedoch problemlos mit Bootmenüs von Windows Vista und Windows 7.

Eine Alternative zum Bootmenü von Windows 8 besteht daher darin, das Bootmenü von Windows 7 zu verwenden und mit EasyBCD einen Booteintrag für Windows 8 einzurichten. Damit ein solches Bootmenü aber überhaupt möglich ist, darf Windows 8 bei der Installation das andere Bootmenü nicht erkennen.

Dazu kann etwa die andere Festplatte mit dem älteren Windows für die Installation deaktiviert werden (Stromkabel im Rechner abziehen). Anschließend wird Windows 8 installiert und die Festplatte mit Windows XP, Vista oder 7 wieder angeschlossen und im BIOS die Startreihenfolge (Boot Sequence, Boot Priority) auf diese Festplatte gestellt und das Bootmenü angepasst.

Hinweis: Bei Windows XP ändern Sie das Bootmenü über die Datei Boot.ini. Das ist im Artikel 289022 der Knowledgebase von Microsoft beschrieben.

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