Wie Sie von Azubis ein ehrliches Feedback erhalten

Sie sind der Ausbilder und damit ein Stück weit auch Vorgesetzter des Auszubildenden. Ein wenig werden Sie als Ausbilder daher auch als Chef behandelt. Das hat nicht nur Vorteile. Beispielsweise müssen Sie mit taktischen Antworten rechnen. Dabei wäre Ihnen ein ehrliches Feedback wichtig.

Feedback-Runden gibt es in vielen Betrieben. In diesen setzen sich Führungskräfte mit dem jeweiligen Team zusammen, um Meinungen über Betriebsabläufe, aktuelle Probleme und auch persönliche Verhältnisse auszutauschen.

Das Problem: Nicht immer wird in Feedback-Runden die Wahrheit gesagt. Es könnte dem einzelnen ja negativ ausgelegt werden. Ein ähnliches Problem gibt es bei solchen Runden mit Ausbilder und Auszubildenden. Leider traut sich ein Azubi nicht unbedingt, sich wahrheitsgemäß zu äußern, wenn er Kritik an seiner Berufsausbildung und der Rolle des Betriebs üben soll.

In solchen Fällen verfehlen Feedback-Runden allerdings ihren Sinn. Im Gegenteil: Schlecht eingespielte Abläufe, persönliche Probleme und organisatorische Mängel in der Ausbildung werden so unter den Tisch gekehrt. Das bedeutet aber nicht, dass Sie sich solche Veranstaltungen sparen sollen. Sie sollten als Ausbilder vielmehr etwas ändern.

Bei Feedbackrunden mit Auszubildenden ist zu beachten:

  1. Halten Sie die Feedback-Runden bewusst klein. Je mehr (angeblich wichtige) Mitarbeiter daran teilnehmen, desto gefilterter werden die Äußerungen sein, die Sie zu hören bekommen. Gerade Auszubildende, die selten etwas sagen, treten umso mutiger auf, je kleiner eine solche Runde ist.
  2. Setzen Sie sich in gleichberechtigter Runde zusammen. Nehmen Sie nicht selbst den Chefsessel ein. So signalisieren Sie, dass Sie sich zumindest in dieser Zeit auf einer Ebene austauschen.
  3. Machen Sie deutlich, dass Ihnen eine solche Runde nur etwas bringt, wenn ehrlich die eigene Meinung geäußert wird. Ihnen sei schon klar, dass nicht immer alles optimal läuft. Wo ist das schon der Fall? Also, heraus mit der Kritik!
  4. Wenn die gewünschte Kritik kommt, machen Sie allerdings nicht den Fehler, in eine Verteidigungshaltung zu verfallen. Stellen Sie allenfalls Verständnisfragen und bewerten Sie das Gesagte nicht unmittelbar – und schon gar nicht negativ.
  5. Schreiben Sie sich die Kritik auf. So gehen Sie auf Nummer sicher, nichts zu vergessen. Zudem machen Sie damit deutlich, dass Sie die Meinung Ihrer Auszubildenden tatsächlich ernst und wichtig nehmen.
  6. Kommen Sie später auf die Kritik zurück. Möglicherweise stoßen Sie nämlich auf echtes Verbesserungspotenzial. Lassen Sie Ihre Auszubildenden wissen, in welchen Punkten die kritischen Äußerungen auf fruchtbaren Boden gestoßen sind und welche Veränderungen dadurch eingeleitet wurden. Machen Sie aber auch deutlich, warum bestimmte Vorschläge nicht zum Tragen kamen.