Was ist eine zusätzliche Betreuungskraft nach § 87b SGB XI?

Seit Anfang 2015 zahlt die Pflegekasse mehr für soziale Betreuung in Pflegeheimen. Alltagsbegleiter und Betreuungskräfte werden bundesweit gesucht. Eine Grundausbildung für diesen Bereich ist gesetzlich vorgeschrieben. Sie nennt sich Ausbildung zur zusätzlichen Betreuungskraft nach § 87b SGB XI. Lesen Sie hier Näheres zu Tätigkeit und Ausbildung einer zusätzlichen Betreuungskraft nach § 87b.

Anfang 2015 wurden die Leistungen der Pflegeversicherung für Pflegebedürftige weiter aufgestockt, um eine bessere soziale Betreuung zu gewährleisten. So wird Pflegeheimen pro 20 Bewohner eine zusätzliche Betreuungskraft finanziert. Diese gilt für alle Heimbewohner, nicht nur für Menschen mit Demenz. Diese Betreuungskräfte, auch Alltagsbegleiter genannt, müssen an einer vorgeschriebenen Qualifizierungsmaßnahme teilgenommen haben. Diese ist in der Betreuungskräfte-Richtlinie genau vorgegeben.

Wie lange dauert die Ausbildung zur zusätzlichen Betreuungskraft?

Die Qualifizierungsmaßnahme besteht aus einem Basiskurs, einem Betreuungspraktikum von 2 Wochen und einem Aufbaukurs. Die Gesamtdauer der Maßnahme beträgt mindestens 160 Unterrichtsstunden, das sind bei einem Schultag von 8 Stunden 20 Unterrichtstage. Der Basiskurs umfasst 100 Stunden, der Aufbaukurs 60 Stunden. Dazwischen liegt das zweiwöchige Betreuungspraktikum, in dem Sie Erfahrungen mit dem bisher Gelernten sammeln können.

Die Ausbildung wird in der Regel mit einem Wissenstest abgeschlossen. Wenn Sie die Tätigkeit ausüben, ist eine jährliche Fortbildung von 2 Tagen verpflichtend.

Vor Beginn der Ausbildung ist ein Orientierungspraktikum von 5 Tagen durchzuführen. Es dient dazu, einen Einblick in die Arbeit mit hilfs- und pflegebedürftigen Menschen zu erhalten. Gleichzeitig können Sie in dieser Zeit Ihr persönliches Interesse und Eignung für diese Tätigkeit selbst überprüfen.

Welche Voraussetzungen benötigen Sie für diese Qualifizierung?

Es gibt keine speziellen Anforderungen an Vorbildung oder Erfahrung für diesen Bereich. Grundsätzlich gilt, dass Menschen, die die Betreuung und Alltagsbegleitung von Pflegebedürftigen übernehmen wollen, eine positive Haltung gegenüber kranken, alten und behinderten Menschen benötigen.

Weiterhin sind soziale Kompetenz, Flexibilität, Kreativität, Gelassenheit, Zuverlässigkeit, Fähigkeit zu Kommunikation, Empathie und Reflexion der eigenen Arbeit gefragt. Sie sollten sich in ein Team einfügen und gemeinsam an vereinbarten Zielen arbeiten können.

Was sind Ihre Aufgaben als Betreuungskraft?

Ihre Aufgabe ist es, Pflegebedürftige zu motivieren, zu begleiten und bei ihrer Alltagsbewältigung zu unterstützen. Die Steigerung der Lebensqualität hat einen wichtigen Stellenwert. Zu den Menschen, die Sie betreuen, gehören Menschen mit Demenz genauso wie Pflegebedürftige mit körperlichen Einschränkungen. Sie sollen ihnen für Gespräche zur Verfügung stehen und ihnen Sicherheit und Orientierung vermitteln.

Konkrete Tätigkeiten sind beispielsweise das gemeinsame Singen, Musizieren, Kochen, Spielen oder Basteln. Auch sportliche Tätigkeiten wie Gymnastik oder Tanzen gehören dazu. Körperliches Training wie regelmäßiges Spazierengehen spielt eine wichtige Rolle bei der Vermeidung von Stürzen. Weiterhin zählen Außenaktivitäten wie Gottesdienstbesuche, Friedhofsgänge oder gemeinsame Einkäufe dazu.

Sie arbeiten eng mit den Pflegekräften und dem anderen Personal einer Einrichtung, wie beispielsweise ein Altenpflegeheim oder eine Tagesstätte, zusammen.

Welche Literatur unterstützt Sie in Ihrer Qualifizierung und Tätigkeit?

Das Angebot an Büchern zum Thema Demenz, Betreuung und Aktivierung ist vielfältig. Für angehende Betreuungskräfte sind die Besonderheiten in Umgang und Kommunikation mit Demenzkranken von grundlegender Bedeutung. Auch ist ein Leitfaden von Wichtigkeit, der die Inhalte der Ausbildung zusammenfasst. Gerade rechtliche Grundsätze speziell zum Umgang mit Hilfs- und Pflegebedürftigen sollten verfügbar sein.

Für die Ausbildung und Tätigkeit der Betreuungskraft für Menschen mit Demenz fallen 2 Bücher aus dem Springer-Verlag besonders ins Auge:

  1. "Demenzbegleiter – Leitfaden für zusätzliche Betreuungskräfte in der Pflege" von Simone Schmidt und Martina Döbele
  2. "Demenzbegleiter für Betroffene und Angehörige – Informationen und Hilfen für den Alltag" von Martina Döbele und Simone Schmidt

Beide Bücher zeichnen sich durch besondere Praxisorientierung aus. Sie profitieren von Menschen, die über ein hohes Maß an Erfahrung im kreativen Umgang mit Menschen mit Demenz verfügen. Die Freude an der Arbeit ist den Autorinnen anzumerken.

Was kostet die Ausbildung zur zusätzlichen Betreuungskraft?

Die Kosten variieren je nach Bildungsträger. Der Durchschnitt liegt zwischen 800 und 900 Euro. Viele Arbeitgeber übernehmen die Kosten der Fortbildung oder beteiligen sich zumindest angemessen daran. Viele Bundesländer bieten Bildungsschecks, die Sie nutzen können. Ein Beispiel ist der Qualischeck Rheinland-Pfalz. Auch Förderungen über die Arbeitsagenturen sind möglich.

Wie sind Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt?

Sie können in einem Pflegeheim arbeiten genauso wie in der ambulanten Pflege oder in einer teilstationären Einrichtung wie einer Tagespflege. Auch Tätigkeiten in alternativen Wohnformen wie beispielsweise einer Demenz-WG sind möglich. Im ambulanten Bereich besteht häufig eine Kombination aus Betreuung, Hauswirtschaft und leichten pflegerischen Tätigkeiten. So wird pflegenden Angehörigen stundenweise Entlastung ermöglicht.

Es gilt: Der Bedarf an Betreuungskräften ist hoch und wird weiter steigen. Die Chancen auf einen dauerhaft sicheren Arbeitsplatz sind bestens!